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Diamantenkriege spalten Afrika

Beim heute beginnenden Jahresgipfel der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) in Togo trüben Verstimmungen über Angola und Sierra Leone die offizielle Einheitseuphorie. Die aber predigt der heimliche Gipfelstar Gaddafi

BERLIN taz ■ Offiziell geht es bei dem heute beginnenden 36. Jahresgipfel der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) in Togo um das Zusammenwachsen des Kontinents. Nachdem ein OAU-Sondergipfel in Libyen letztes Jahr im Prinzip die Bildung einer „Afrikanischen Union“ beschlossen hatte, sollen die Staatschefs nun eine Gründungsakte für eine solche Staatenunion absegnen, die dann im nächsten Jahr vermutlich wieder in Libyen feierlich ausgerufen werden kann. Dank Gaddafi hat die kränkelnde OAU endlich wieder ein hochtrabendes Projekt, das wenigstens auf dem Papier jene „afrikanische Renaissance“ andeutet, die sich in der Wirklichkeit nicht einstellen will.

Hinter den Einheitsbekundungen überschatten tiefe Verstimmungen den Gipfel, und zwar im Zusammenhang mit der Frage, wie sich Afrika der neuen internationalen Art des Umgangs mit afrikanischen Konflikten anpasst. Weil die UNO, mit den USA und Großbritannien als Vorreiter, neuerdings auf die Unterdrückung des kriegsfinanzierenden informellen Rohstoffhandels in Afrika setzen, entstehen Interessengegensätze zwischen den Regierungen, die davon profitieren, und denen, deren Geschäfte darunter leiden. Ausgerechnet OAU-Gastgeber Togo wurde im März in einem UN-Bericht über die Einhaltung der UN-Sanktionen gegen den Diamantenhandel von Angolas Unita-Rebellen als Sanktionsbrecher genannt.

Da der UN-Bericht als Strafmaßnahme empfahl, keine Gipfeltreffen in Ländern abzuhalten, die mit der Unita illegal Geschäfte treiben, forderte Angolas Regierung daraufhin die OAU zur Verlegung des Gipfels auf. Die OAU weigerte sich. Nun boykottiert Angolas Regierung den Gipfel, zusammen mit Namibia.

So droht der Gipfel von Lomé zu einem Forum der Opposition gegen Diamantenboykotte zu werden. Ein solches Embargo wurde letzte Woche auch gegen Sierra Leones Rebellen verhängt. In Ländern, die den USA und Großbritannien nicht nahe stehen, regt sich Unbehagen gegen die Art, wie die UNO per Sanktionsbeschluss Kriegsparteien in Gute und Böse aufteilt und damit Konsenslösungen erschwert.

Der OAU-Gipfel ist der ideale Ort, um diesen Konflikt eskalieren zu lassen. Während Afrikas Großmächte wie Südafrika und Nigeria die USA im Diamantenkrieg unterstützen, steckt die OAU mit ihrem Projekt einer „Afrikanischen Union“ in der Tasche Gaddafis. Und der will den Gipfel beherrschen. Er hat Togos Hauptstadt zum Endpunkt einer spektakulären Sahara-Karawane auserkoren, mit der er letzte Woche an der Spitze von 1.000 Menschen über Niger, Burkina Faso und Benin Richtung Togo pilgerte. Burkina Faso, nach britischer und amerikanischer Überzeugung Drehscheibe des Waffennachschubs für Sierra Leones Rebellen, als deren Pate Gaddafi gilt, begrüßte den Gast mit Parolen wie „Wir sind bereit, für die Vereinigten Staaten von Afrika unser Leben zu opfern“ und bekam vom begeisterten Gaddafi den Ehrentitel „Land der Befreier“. DOMINIC JOHNSON

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