Auf Du und Du mit dem Wellensalat
: Dudel- und Jodelfunk

■ Radiomänner über die Frage der Qualität

Der eine fiel in Minutenschlaf, sackte mit dem Kopf immer tiefer auf die Brust. Der andere pulte sich mit dem Schlüsselbund den Dreck unter den Fingernägeln hervor. Und gegen 20 nach sieben, als „Buten & Binnen“ bald los ging, stand einer nach dem anderen auf und ging. Impressionen einer Diskussion.

„Wie viel Radio braucht Bremen?“ hieß die Frage des Dienstagabends bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Allein die fünf Herren von fünf Sendern auf dem Podium antworteten am liebsten auf die – nicht gestellte – Frage: „Wie viel Schönes sagt die Media-Analyse über meinen Laden aus?“ Sehr viel, da waren sich die Männer von ffn, Hit-Radio Antenne, Radio Bremen, NDR und Radio Wir von Hier einig. Gewinner allesamt. Nur die Öffentlich-Rechtlichen, die waren neben allem Gewinnertum doch ein wenig angepiekst gegenüber den Privaten. Denn die Media-Analyse hatte manche ihrer Programme ziemlich alt aussehen lassen (die taz berichtete). Deshalb arbeite man ja bald viel mehr zusammen, freute sich NDR1-Hörfunkchef Eckhard Pohl.

Was Qualität sei, war irgendwann auch noch eine Frage. Steffen Müller, Antenne-Geschäftsführer sowie ffn-Programmdirektor Rainer M. Cabanis bekannten sich da zu ihrer Vergangenheit bei Öffentlich-Rechtlichen. Und Cabanis begegnete dem Vorwurf „Dudelfunk“ in Richtung Staatliche mit „Jodelfunk“ und „Fiedelfunk“. „Elite ist'ne tolle Geschichte.“, fand Antenne-Geschäftsführer Steffen Müller, „aber wir sind darauf angewiesen, möglichst viele zu erreichen.“ Und: „Nur noch der Laute dringt wirklich durch.“ Außerdem, ergänzte neuer Quotenkönig Ulrich Schürger von Radio Wir von Hier, „ist das offensichtlich aber Qualität, die gefragt ist.“ Steffen Müller sprach dann noch davon, dass Werbung der Motor der freien Marktwirtschaft sei, Bedürfnisse wecke, dadurch Arbeitsplätze schaffe, so gar eine Gesellschaft entstehe.

NDR-Pohl sinnierte über die „Doppelstrategie“, die öffentlich-rechtliche Sender fahren müssten: „Massenattraktive Programme zur Gebührenlegitimation“ einerseits, Minderheiten bedienen, bilden, eine Region insgesamt abbilden – wie der Gesetzesauftrag lautet – andererseits. „Rein ökonomisch machen wir da viel Unsinn“, sagt Pohl, „aber es gibt zurzeit keine Alternative.“

Der Abend verschwamm ein wenig im Allgemeinen, trotz aller Zitate aktueller Zahlen, und was die BremerInnen wirklich wollen könnten, das wusste auch Radio-Bremen-Mann Rainer W. Blinda nicht. Seine Feststellung, und die klang etwas machtlos: „Der Hörer ist in seinem Verhalten viel autonomer als früher.“

sgi