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Sinatras Erbe

■ Silberhaarig-ehrwürdiger Bühnenkönig mit Gefolge: Tony Bennett und Diana Krall

Das große Reich des Jazz-Standards galt nicht immer als sicheres Terrain. Es gab durchaus Zeiten, in denen die Jongleure des internationalen Jet Set ganz oben auf jener Leute-Liste standen, die es galt, ungehemmt an die Pop-Wand zu klatschen. Und hätten die frühen Vertreter von Punk, räudigem Metal und x-generiertem Grunge etwas mit Namen wie Tony Bennett, Andy Williams oder Mel Tormé anfangen können, das Feindbild wäre perfekt gewesen.

Doch spätestens mit dem erneuten Einzug des „Lounge-“Begriffs in die heiligen Hallen einer flexibel gehaltenden Clubkultur werden obige Entertainment-Gurus als große Initiatoren eines weiter gefassenden Popverstandes gehandelt. Diana Krall wird heute abend nicht nur dieses Konzerterlebnis eröffnen, sondern vor allem zeigen, dass sie noch lange nicht so weit ist, wie der Mann, der nach ihr auftreten wird: Bennett ist die gleißende Nummer Zwei hinter Frank Sinatra. Und wie es sich für diese Art von Star gehört, eint Bennett die Verbindung aus italienischer und ur-amerikanischer Herkunft.

Tony Benedetto, so Bennetts bürgerlicher Name, ist jedenfalls wirklich Sohn einer amerikanischen Hausfrau und eines italienischen Gemüsehändlers und hat in Teenagerjahren die Gäste eines kleinen Restaurants unterhalten. Im Zweiten Weltkrieg sang er dieselben Lieder im Unterhaltungs-Korps der US-Army, wurde dort entdeckt und durfte kurze Zeit später einige Shows von Bob Hope eröffnen. Und der Berufskomiker war es auch, der Benedettos ersten Künstlernamen Bari in Bennett verwandelte.

Von da an gestaltete sich das Showleben des Bennett wie ein wogendes Meer aus überdimensionalen Verkaufszahlen und geschichts-trächtigen Auszeichnungen. 30 Millionen Alben soll Bennett verkauft haben, Musik mit Swing, Schmalz und prachtvollen Sensationsgebärden. Mittlerweile schmückt den 73-jährigen Crooner eine silberne Haarpracht und verleiht dem großen Gefühlssänger die Aura eines Bühnenkönigs. Und wenn Künstler wie Bennett oder Burt Bachrach allein durch sekundenkurze Cameo-Auftritte mittelmäßige US-Komödien vergolden können, sagt das mehr aus als der x-te Oscar, Grammy oder Hall Of Fame-Eintrag. Oliver Rohlf

heute, 20 Uhr, Deichtorhallen

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