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Konsenskanzler ohne Körperkontakt

Gerhard Schröder bleibt dem heutigen Landesparteitag der Berliner Genossen lieber fern. Das Elend der hauptstädtischen Sozialdemokratie schmerzt die Bundespartei, doch deren Einflussmöglichkeiten sind begrenzt

In Brandenburg ist die sozialdemokratische Welt noch in Ordnung. Als die märkischen Genossen am vorigen Wochenende ihren Hoffnungsträger Matthias Platzeck zum neuen SPD-Landeschef kürten, durfte Strahlemann Gerhard Schröder nicht fehlen. Nach konkurrenzloser Wahl schloss der Kanzler den Deichgrafen in die Arme.

Mit der Berliner SPD hingegen sucht der Konsenskanzler keinen Körperkontakt. Auf dem heutigen Landesparteitag lässt er sich von Generalsekretär Franz Müntefering vertreten. Auch der Westfale plant, den Parteitag vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses zu verlassen. In der Bundespolitik ist die SPD erfolgreich wie lange nicht – da mag sich niemand die Hochstimmung durch die Berliner Querelen verderben lassen.

Eine Wahlempfehlung, versichert der Parteisprecher, werde Müntefering nicht abgeben. Das ist auch nicht mehr nötig: Schröder hat bereits höchstpersönlich auf eine Wiederwahl Peter Strieders gewettet. 60 Prozent für den Amtsinhaber: So lautete der Tipp, den Schröder am Mittwoch abend auf einem Pressefest der Berliner SPD-Fraktion abgab.

Prompt meldeten sich Genossen mit der Prognose zu Wort, die Hilfe von oben werde Strieder mehr nützen als schaden. Genau das aber ist das Problem: So sehr es die Genossen aus der Bundespartei auch schmerzt, dass ihnen allmorgendlich am Frühstückstisch das Elend der Berliner SPD aus den lokalen Zeitungen entgegenspringt – innerparteiliche Demokratie und Berliner Trotz setzen einem Eingriff von oben enge Grenzen.

Öffentliche Ratschläge verbieten sich da von selbst. Und den Marsch durch die Institutionen mögen die Sozialdemokraten, die der Regierungsumzug an die Spree gespült hat, ebenfalls nicht antreten. Die meisten von ihnen haben sich noch nicht einmal bei ihrem neuen Ortsverein angemeldet. Noch am ehesten kann Parteireformer Müntefering den Hauptstadt-Genossen, die bislang von Multifunktionär Ralf Wieland im Nebenberuf gemanagt werden, organisatorisch auf die Sprünge helfen.

Bei der Verpflanzung eines hauptstadtgerechten Spitzenkandidaten hingegen wäre das Abstoßungsrisiko groß – das haben schon die Reaktionen auf das Gedankenspiel gezeigt, den Staatsminister für Kultur ins Rennen zu schicken. Der Brandenburger Platzeck hingegen hätte durchaus Chancen – allerdings nicht als Berliner Bürgermeister, sondern als Ministerpräsident eines gemeinsamen Bundeslandes. RALPH BOLLMANN

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