piwik no script img

„Wir wollen Schlingensief“

MTV-Chefin zu Salm-Salm will ihren Sender zu einer Art Viva für Erwachsene ausbauen

Dieter Gorny hat sie „Rock-Prinzesschen“ genannt. Nun rächt sich die MTV-Geschäftsführerin Christiane zu Salm-Salm: Durch mitproduzierte Kinofilme und Schlingensief-Talk soll ihr Sender die Konkurrenz von Viva weit hinter sich lassen.

taz: Kinofilme, „Talkterror 2000“ mit Christoph Schlingensief, deutscher Zeichentrick – soll MTV zum Vollprogramm werden?

Christiane zu Salm-Salm: Nein. Es wäre lächerlich, zu denken, dass wir uns zu RTL 2 bewegen wollen. Wir wollen mit Schlingensief und dem deutschen „Celebrity Deathmatch“ etwas machen, was die Leute bei keinem anderen Sender finden. Die Unvergleichlichkeit mit anderen soll Hauptmerkmal unseres Programms sein. Wir wollen zwar die Werbegelder von RTL 2, die Zuschauer aber sollen von überall her kommen.

Die werden wohl älter sein als die von Viva . . .

Ja. Musikvideos sind eine schöne Sache für Jüngere, mit Leuten wie Schlingensief sprechen wir die gesamte interessierte TV-Nation an. Gerade bei der Gruppe der 29 bis 39-Jährigen haben wir eine viel höhere Relevanz als Viva.

Also bei Leuten, die eher für das angekündigte digitale MTV- Angebot zahlen werden. Wollen Sie mit den neuen Inhalten die Basis für eine mögliche Verschlüsselung legen?

Unser Schwerpunkt liegt erst mal darauf, das analoge Angebot inhaltlich weiterzuentwickeln. Digital-TV wird nur ein Zusatzangebot werden. Wir wollen nicht den Fehler wiederholen, den MTV mit der Verschlüsselung gemacht hat. Damals hat man gedacht, der Markt fürs Bezahlfernsehen würde viel schneller wachsen. Doch das wird noch dauern.

Sie wollen aber drei digitale Kanäle aus Köln senden und einen interaktiven Musikkanal bei Premiere World starten, sobald die neue D-Box auf dem Markt ist. Wer soll dafür zahlen?

Richtige Musikfreaks, die Spaß daran haben, sich ihr eigenes Programm zusammenzustellen. Bei dem heutigen Angebot im Free-TV ist es sicher eine Herausforderung, ein Programm zu machen, für das die Zuschauer bereit sind zu zahlen. Aber MTV hat als Marke das Potenzial dazu.

Also Viva für die Kleinen im Kinderzimmer, MTV für die Größeren, die auch Zusatzangebote kaufen?

Irgendwann hängt jeder mal seine Pferdeposter ab. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem man von Viva zu MTV wechselt.

INTERVIEW: KONRAD LISCHKA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen