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Verwirrung um Geiseln auf Jolo

Die Freilassung der restlichen malaysischen Geiseln scheitert in letzter Minute. Immer mehr weist darauf hin, dass Deutschland Entwicklungshilfe als Lösegeldersatz anbietet

BERLIN taz ■ In den Südphilippinen ist gestern die Freilassung der restlichen sieben malaysischen Geiseln aus der Hand der islamistischen Abu-Sayyaf-Rebellen gescheitert. Die Polizei auf der Insel Jolo hatte die Freilassung schon vermeldet. Doch Vermittler der Regierung dementierten. Chefunterhändler Roberto Aventajado nannte die Berichte „voreilig“, bestätigte jedoch, dass es entsprechende Abmachungen gegeben habe. Er rechne mit baldiger Freilassung. Nach Informationen aus Vermittlerkreisen soll ein Lösegeld von drei Millionen Dollar vereinbart worden sein.

Die sieben Malaysier gehörten zur Gruppe der 21 Touristen und Hotelmitarbeiter, die am Ostermontag auf einer ostmalaysischen Ferieninsel von philippinischen Rebellen nach Jolo verschleppt worden waren. Zwei Malaysier wurden schon freigelassen, wahrscheinlich gegen Lösegeld und Hilfszusagen der malaysischen Regierung. Am Montag war die Deutsche Renate Wallert freigelassen worden. Auch hier gab es deutliche Hinweise auf Lösegeld.

Inzwischen mehren sich die Zeichen, dass die Bundesregierung der philippinischen Regierung im Zusammenhang mit der Geiselkrise mehr Entwicklungshilfe für die Muslimregionen in Aussicht gestellt hat. Zwar dementierte Außenamtssprecher Andreas Michaelis einen Bericht der Financial Times Deutschland (FTD), wonach der deutsche Botschafter in Manila dies bestätigt habe. „Der Botschafter ist entstellt zitiert worden“, so Michaelis zur taz. Während der FTD-Korrespondent an seiner Version festhält, erfuhr die taz aus Kreisen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) von einer entsprechenden Anfrage des Auswärtigen Amtes nach Projekten in der Region. Diese habe klar im Zusammenhang mit der Geiselkrise gestanden.

Die Philippinen sind Schwerpunktland deutscher Entwicklungszusammenarbeit. Mit Manila wurden 1999 Hilfen von 75 Millionen Mark für zwei Jahre vereinbart. Für die muslimischen Regionen, zu denen Jolo gehört, sind zwei Projekte vereinbart: Berufsbildung für 1,3 Millionen und Basisgesundheitsdienste für 600.000 Mark. Diese Projekte ließen sich leicht auf das Doppelte aufstocken.

Michaelis bezeichnete die Anfrage seines Amtes beim BMZ als „reine Bestandsabfrage“. Zuvor hatte bereits die philippinische Vizepräsidentin von einer Entwicklungshilfeofferte des Bundesaußenministers gesprochen, die dieser später öffentlich dementierte. SVEN HANSEN

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