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Lieblos in den Gängen abgestellt

■ Behäbig und ineffektiv: Jubiläumsausstellung der Akademie der Künste

Manchmal schlägt die Bürokratisierung an unerwarteten Orten zu und leistet sich eine Verstaubtheit, wie sie kaum eine Hamburger Behörde mehr zu Stande bringt. So teilte jüngst der „Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit“ mit, dass die Handelskammer „jetzt immer mehr in Kunst und Kultur macht“ und in ihrer neuen Galerie „Kunst in der Handelskammer“ eine Jubiläumsausstellung der „Sektion Bildende Kunst“ der Hamburger „Freien Akademie der Künste“ durchführt.

Und so versammelten sich Anfang der Woche erste Vorsitzende diverser Organisationen, um die Kunstabteilung der kleinsten und jüngsten deutschen Akademie zum 50. Jahrestag zu ehren. Deren Präsident Armin Sandig erwartet von der Kunst, dass sie „den existenziellen Kern der jeweiligen Weltlage trifft“ und „tief genug ist, die zeitliche Bedingtheit zu überdauern“ und verbreitet dabei ein a priori und auf ewig gesetztes Akademieverständnis, gegen das die Kunst seit mindestens 150 Jahren kämpft.

Eigentlich bedarf es der Rechtfertigung gar nicht, kann die Akademie doch auf sehr illustre Namen verweisen: Der Ausstellungstitel „Nolde bis Schumacher – Kock bis Kumrow“ nennt das erste und letzte der verstorbenen und das älteste und jüngste der lebenden Mitglieder. Doch um sich die 63 Künstler und die visuellen Anregungen aus den letzten 50 Jahren von den Künstlern der ehemaligen „Hamburgischen Sezession“ über den Informel zum „Neuen Realismus“ der Siebziger Jahre zu vergegenwärtigen, taugt eigentlich nur das Katalogbuch. Denn leider macht ausgerechnet die in dieser Stadt nicht gerade Armut repräsentierende Handelskammer ihren Mitgliedern vor, wie eine Kunstausstellung nun keineswegs sein soll: Auf Stellwänden verschoben und in Gängen abgestellt. Statt die Hamburger Ausstellungsorte zu unterstützen, macht man mal eben zwischen Tür und Angel seine Exposition selbst und glaubt, bekannte Namen und eine attraktive Architektur reichten dazu aus. Die Halbherzigkeit dieser Ausstellung ist eine vertane Chance. Hajo Schiff

Nolde bis Schumacher - Kock bis Kumrow: Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, vollständige Ausstellung: bis 6. August; um die großformatigen Werke „aus technischen Gründen“ reduzierte Ausstellung: bis 31. August; tägl. 10 - 18 Uhr, Eintritt frei; Katalogbuch, 228 Seiten, Hardcover, in der Ausstellung 28 Mark.

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