piwik no script img

Drachs Paradies

■ Auslieferung verzögert sich. Neue Spekulationen über Reemtsma-Lösegeld

Die Hamburger Kriminalbeamten, die den mutmaßlichen Reemtsma-Entführer Thomas Drach abholen sollen, sind gestern noch nicht nach Buenos Aires gestartet. Polizeisprecher Burkhard Rosenberg erklärte, es sei zur Zeit noch nicht bekannt, wann die beiden Fahnder gemeinsam mit ihren Kollegen vom Bundeskriminalamt nach Südamerika reisen werden. Rosenberg gab keine Begründung für die überraschende Absage des Fluges.

Der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Rüdiger Bagger, hatte am Donnerstag diesen Termin angekündigt. Ende dieser Woche sollte Drach danach in Hamburg eintreffen. Der Prozess gegen ihn sollte nach diesem Zeitplan noch in diesem Jahr beginnen.

Drach wird vorgeworfen, zusammen mit drei bereits verurteilten Kumpanen im März 1996 den Hamburger Multimillionär Jan Philipp Reemtsma entführt und nach Zahlung von 30 Millionen Mark Lösegeld nach 33-tägiger Geiselhaft freigelassen zu haben . Der 40 Jahre alte Drach war zwei Jahre nach der Tat in Argentinien verhaftet worden. Der Präsident des südamerikanischen Landes, Fernando de la Rua, hatte am Dienstag das Auslieferungsdekret unterschrieben.

Derweil haben Spekulationen um den Verbleib der verschollenen 30 Millionen Mark Lösegeld neue Nahrung erhalten. Nach Informationen des Spiegel hat Drach möglicherweise mehrere Millionen Mark in die Ferienhaus-Anlage „Paraiso Suizo“ (Schweizer Paradies) an der Küste von Uruguay investiert. Vertraute Drachs sollen mindestens 1,7 Millionen Mark von einem Schweizer Konto auf ein Konto der Immobilienfirma Friman S.A. in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo überwiesen haben.

Von den 30 Millionen Mark Lösegeld sind bislang nur 1,2 Millionen Mark in Europa und Südamerika aufgetaucht. Um den Verbleib der restlichen knapp 29 Millionen hat es seitdem immer wieder Spekulationen gegeben – alle Spuren endeten bisher jedoch offenbar im Nichts. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen