: PVC unter der Lupe
EU-Kommission stellt „Grünbuch“ über die Gefahren von PVC vor. Umweltverbände fordern Verbot des Kunststoffs
BRÜSSEL dpa ■ In den Ländern der EU soll erstmals eine gemeinsame Strategie zur Verringerung der Umweltbelastungen durch den umstrittenen und in großen Mengen produzierten Kunststoff PVC entwickelt werden. Am Mittwoch legte die EU-Kommission in Brüssel ein so genanntes „Grünbuch“ vor, eine Art Diskussionspapier zu den bestehenden Problemen. Damit gab sie den Startschuss für eine Debatte mit allen Betroffenen aus Politik, Industrie oder Verbraucherverbänden und Umweltschützern.
„Der PVC-Abfall wird bis zum Jahr 2020 um 80 Prozent zunehmen. Das ist ein Problem, um das wir uns jetzt kümmern müssen“, sagte EU-Umweltkommissarin Margot Wallström zu dem Vorhaben. Der PVC-Müllberg würde ihren Angaben zufolge von jetzt 4,1 Millionen Tonnen jährlich in zwanzig Jahren auf 7,3 Millionen Tonnen anwachsen.
Nach einer öffentlichen Anhörung aller Beteiligten zu dem „Grünbuch“ im Oktober diesen Jahres soll Anfang 2001 eine Strategie der Europäischen Union vorgelegt werden. Sie kann Empfehlungen an die Mitgliedsländer, EU-weit geltende Gesetze oder Verpflichtungen auf freiwilliger Basis enthalten.
Das Diskussionspapier liefert auf der Basis von fünf Studien Informationen zu den verschiedenen Aspekten der PVC-Umweltproblematik. Dabei geht es unter anderem um die bestmögliche Methode der Abfallbeseitigung, etwa durch Recycling, Lagerung oder Verbrennung. Augenmerk legt der Bericht auch auf die umstrittenen PVC-Zusätze wie Blei oder Cadmium, die als Krebs erregend gelten und beispielsweise bei der PVC-Verbrennung freigesetzt werden. Kürzlich hatte die Umweltorganisation WWF bei der Vorstellung einer Studie über Zusatzstoffe in PVC auf die mit den Chemikalien verbundenen Gefahren hingewiesen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die EU-Initiative. Gleichzeitig verlangte sie jedoch den sofortigen Stopp der Verbrennung von PVC-Müll sowie ein Verbot und damit den kompletten Austausch von PVC durch vorhandene Ersatzmaterialien. Polyvinylchlorid (PVC) ist einer der weltweit am meisten genutzten Kunststoffe mit einer Jahresproduktion von 5,5 Millionen Tonnen in Europa (1998). In Westeuropa arbeiten 530.000 Beschäftigte in 21.000 Betrieben, die PVC produzieren oder verarbeiten. Deutschland ist mit einem Verbrauch von 1,5 Millionen Tonnen des Materials pro Jahr größter europäischer Einzelmarkt und gleichzeitig einer der größten Produzenten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen