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Protestwelle gegen Perus Präsident

Prügelnde Polizisten, Tränengasschwaden und schwunghafter Handel mit Atemmasken begleiten die erneute Amtseinführung von Präsident Alberto Fujimori in Peru. Von seinen ausländischen Kollegen kommen nur zwei Ex-Putschisten zur Zeremonie

von INGO MALCHER

Nur umgerechnet eine Mark kosten die Atemmasken, die ambulante Händler derzeit auf den Straßen der peruanischen Hauptstadt Lima verkaufen. Eine alte Plastikflasche, etwas Schaum und dann Essig hineintropfen und fertig. Sicher sind die in Heimarbeit hergestellten Masken nicht so dicht wie die der Polizei, aber besser als nichts.

Seitdem klar ist, dass Tausende dem Aufruf der Opposition zu einem dreitägigen Protestmarathon gegen die erneute Amtseinführung von Präsident Alberto Fujimori folgen, herrscht in Lima Ausnahmezustand. Sondereinsatzkommandos der Polizei riegeln den Zugang zu Regierungsgebäuden weiträumig ab und patroullieren mit Wasserwerfern auf den Straßen. 35.000 Polizisten sind allein in Lima in Alarmbereitschaft. Das kannte das Land zuletzt 1992, als der Leuchtende Pfad Peru terrorisierte.

Aus dem ganzen Land pilgern Konvois von Bussen und Lastwagen mit Demonstranten nach Lima. Unterwegs werden sie unter fadenscheinigen Gründen angehalten und an der Weiterreise gehindert. Dutzende von Fujimori-Gegnern wurden bereits verhaftet. Auf den Plätzen der Hauptstadt hat der Bürgermeister von Lima und Fujimori-Gegner Alberto Andrade Zelte in den weißroten Nationalfarben Perus aufstellen lassen, um den Demonstranten eine Unterkunft bereitzustellen. Wenn wirklich 250.000 Demonstranten kommen wie erhofft, wird es eng.

Seit dem vergangenen Mittwoch wird gegen die Regierung demonstriert. Kommunistische Partei und Unternehmerverbände, Gewerkschafter und Intellektuelle gehen gemeinsam auf die Straße. Heute sollen die Proteste ihren Höhepunkt finden, denn Fujimori wird zum dritten Mal seinen Amtseid auf die Verfassung leisten. In der Verfassung ist die Amtsdauer des Präsidenten auf zwei Wahlperioden beschränkt. Davon unbeeindruckt, hat Fujimori sich im Mai erneut zur Wahl gestellt. „Fujimori soll den Protest des Volkes hören, wir wollen seine Diktatur nicht, wir gehen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße“, sagt Alejandro Toledo, Fujimoris Gegenkandidat bei den Wahlen.

Die Wahlen im Mai wurden von Unregelmäßigkeiten begleitet. Beobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sprachen von „undurchsichtigen Wahlen“. Alles war darauf eingerichtet, dass Fujimori im ersten Wahlgang das Rennen macht. Doch als Gegenkandidat Toledo tausende von Menschen auf die Straße brachte und die US-Botschaft intervenierte, musste Fujimori einen Gang runterschalten. Die Ergebnisse wurden korrigiert, damit ein zweiter Wahlgang möglich wurde, um die Wogen zu glätten. Aber auch der wurden nicht demokratischer gestaltet. Toledo boykottierte die Wahlen und Fujiori blieb strahlender Sieger.

Vielleicht ein Grund, warum sich nur wenige seiner lateinamerikanischen Nachbarn mit ihm zeigen möchten. Lediglich Hugo Bánzer, Präsident Boliviens und Ex-Putschist, und Gustavo Noboa, Präsident Ecuadors und dank eines Putsches an der Macht, reisen als Staatschefs zur Amtseinführung an.

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