: Ecstasy als Katalysator
Raverin starb nach der Love Parade, weil sie an einer angeborenen Hirnkrankheit litt. Sie hattelaut Obduktionsbericht geringe Mengen Ecstasy genommen, die einen Hirnkrampf begünstigten
von JULIA NAUMANN
Der Tod einer 18-jährigen Frau bei der Love Parade Anfang Juli ist geklärt. Die Partydroge Ecstasy verursachte nach Justizangaben einen Hirnkrampf. Die Jugendliche hatte an eine angeborenen Hirnkrankheit gelitten. „Die Dosis war an sich nicht tödlich, sondern wirkte als eine Art Katalysator“, sagte ein Justizsprecher. Die Droge konnte bei der Obduktion in geringen Mengen nachgewiesen werden. Ein Fremdverschulden sei ausgeschlossen.
Die Frau aus der Nähe von Bremen war am Sonntag nach der Love Parade in einer Wohnung in Wilmersdorf leblos aufgefunden worden. Nach Angaben ihres Freundes hatte sie Ecstasy-Pillen eingenommen, die sie während der Love Parade gekauft hatte.
Über die Gefährlichkeit von Ecstasy wird wieder verstärkt diskutiert, seitdem vor einem Monat Rainer Thomasius, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Hamburger Universitätskrankenhaus, eine umfassende medizinische und psychologische Studie zu der Droge veröffentlicht hat. Er hat unter anderem herausgefunden, dass die Hälfte der untersuchten Konsumenten, die dauerhaft Ecstasy nehmen, schon mindestens einmal eine psychotische Störung wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen hatte.
Nach Angaben von Andreas Gantner, Leiter des Therapieladens in Schöneberg, sind die meisten Ecstasy-Konsumenten „Mischkonsumenten.“ Das heißt, sie nehmen zusätzlich Speed, Kokain und/oder Cannabis, seltener Alkohol. Diese Mischung sei weitaus gesundheitsschädigender und gefährlicher als der reine Ecstasy-Konsum.
Die wenigen Todesfälle, die es in der Bundesrepublik bisher in der Folge von Ectasy-Gebrauch gegeben hat, wurden durch Mischkonsum verursacht. So ist das Risiko, allein an Ectasy zu sterben, gering: Renommierte Forschungseinrichtungen in der Schweiz gehen von minimal einem Todesfall auf 17 Millionen Konsumenten bis maximal einem Toten auf eine Million aus. Nach Expertenschätzungen nehmen rund 2 Millionen Jugendliche die Droge, hören aber meist nach einigen Jahren wieder auf.
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