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Stunde der Wahrheit

Beim Familientreffen in Ismaning zog die KirchMedia Bilanz – und die kann sich sehen lassen, trotz „Sommerstagnation“ bei Premiere World

von STEFFEN GRIMBERG

„Da wir das, was wir in Zukunft vorhaben, Ihnen lieber hinterher mitteilen, wird’s bei mir am kürzesten“ – sprach Dieter Hahn, und dann redete der zweite Man im Hause Kirch wie immer doch am meisten. Vom nach wie vor für 2001 geplanten Börsengang der KirchMedia, vom Gesamtumsatz, der 1999 auf rund vier Milliarden Mark gestiegen ist und immerhin 400 Millionen Mark Gewinn abwarf – und von den großen Chancen der eben gegründeten Senderfamilie aus Sat.1, Pro 7, Kabel 1 und N24.

Zumal ja noch Zuwachs ins Haus steht: Zwar nannte Hahn gestern bei der zweiten Bilanzpräsentation der für TV-Sender, Programmhandel und Produktion zuständigen Unterholding der KirchGruppe die Berichte von einer bevorstehende Einigung mit tm3-Eigner Rupert Murdoch wegen der Übernahme des ehemaligen Frauen- und Champions-League-Senders „verfrühte Spekulationen“ – verhandelt wird aber. „Wir könnten’s ja ruhig sagen“, so KirchMedias Programmgeschäftsführer Jan Mojito: „Wenn wir’s zu vernünftigen Bedingungen bekommen könnten, interessiert uns das“.

Mehr als eine Drei-Prozent-Beteiligung für den schon in Sachen Pay-TV mit der KirchGruppe verbandelten Murdoch ist aber nicht drin: Schließlich will Leo Kirch als persönlich haftender Gesellschafter auch nach einem Börsengang die klare Anteilsmehrheit und damit das Sagen haben.

Die Erwartungen in Sachen Börse waren im unterkühlten Ismaninger Studio gestern allerdings gedämpft, zumal in diesem Jahr ein fetter Inter-Company-Kredit von der Premiere-World-Dachgesellschaft KirchPay-TV zurückerwartet wird. Die soll natürlich auch börsentauglich gemacht werden. Doch dazu muss Premiere erst mal kräftig an Abonnenten zulegen. 2,9 Millionen sollen es bis Jahresende sein, im Juli lag die Zahl allerdings konstant bei 2,2 Millionen. „Sommerstagnation“, nannte Hahn das, und wie gewohnt wurde Moijto deutlicher: „Die Stunde der Wahrheit kommt erst im Herbst.“ Dann sollen Fußball-Bundesliga und die zwischen Premiere World und RTL aufgeteilte Champions League die Wende bringen.

Die KirchMedia will weiter kräftig in Programmlizenzen und Produktion investieren – von 2,4 Milliarden Mark in diesem Jahr soll der Posten 2002 fußballweltmeisterschaftsbedingt auf 3,3 Milliarden steigen – und für dessen „optimalen Einsatz in allen Auswertungsfeldern“ (Moijto) sorgen. Schließlich werden wir, so der Programmgeschäftsführer, in den nächsten Jahren „Zeugen des großen Kampfes um Inhalte“. Und weil die immer teurer werden, spricht Hahn schon mal von einem Trend zu „billiger produzierten Formaten“ im Free-TV.

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