piwik no script img

Frequenz-Auktion läuft zögerlich

Am ersten Tag des Milliarden-Showdowns in Mainz lässt sich keine Mobilfunkfirma in die Karten sehen – in den ersten drei Runden bisher nur gut zwei Milliarden Mark geboten. Proteste gegen elektromagnetische Strahlung und zu hohe Grenzwerte

von REINER METZGER

Das große Bieten begann gestern in der Canisiusstraße 21 in Mainz, der Stadt der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Und zwar „in körperlicher Anwesenheit der zugelassenen Bieter“, wie es in den Regeln für die Auktion bestimmt ist. Die Bieter sind die Repräsentanten der größten Mobilfunkkonzerne Europas, versteigert werden Lizenzen für die nächste, angeblich noch profitablere Generation der Handys in Deutschland.

Kassieren wird die Bundesregierung innerhalb von zehn Tagen nach Versteigerungsschluss. Finanzminister Hans Eichel hat schon 20 Milliarden Mark im Haushalt verbucht; Branchenexperten rechnen mit dem Doppelten bis Fünffachen – das wären etwa 1.000 Mark pro Einwohner.

Gestern ging es jedoch recht zögerlich los. Der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, sprach von einem „vorsichtigen und strategischen Vorgehen“ der Bieter. Er gibt jeweils nur bekannt, wer für einen bestimmte Frequenz vorne liegt. Gestern Nachmittag, nach drei der jeweils 40-minütigen Gebotsabgaben, wurde zwar für alle zwölf Frequenzblöcke etwas geboten. T-Mobil, die Tochter der Deutschen Telekom, nannte für drei Blöcke allerdings nur das Mindestgebot von 100 Millionen Mark und stand damit auch noch lange an der Spitze, bis sie von der spanisch geführten Group 3G mit 110 Millionen Mark überholt wurde. Ähnlich niedrig lagen Mannesmann, Viag Interkom, E-plus/Hutchinson oder Debitel/Swisscom, während Mobilcom/France Télécom mit je 501 Millionen für zwei Blöcke schon ein wenig ernsthafter zuschlug. Machte gegen 15 Uhr zusammen 2,204 Milliarden Mark, Peanuts also.

Eine Firma muss mindestens zwei und darf höchstens drei der zwölf Blöcke ersteigern. Das macht bei sieben Firmen mindestens eine, die leer ausgeht. Daraus schöpft Eichel die Hoffnung, dass die Summen bald rasant steigen. Die Regulierungsbehörde selbst hat ein dröges Standbild aus dem Versteigerungsgebäude ins Internet gestellt (www.regtp.de). Gehandelt wird werktags von 8 bis 18 Uhr – mit Pinkelpausen für die Bieter.

Am Rande der Versteigerung demonstrierten Bürger aus der Region gegen die Strahlenbelastung durch Mobilfunkanlagen. 30 Leute der „Aktionsgruppe Strahlenarmes Wohnen“ kritisierten, dass die in Deutschland geltenden Grenzwerte nicht niedrig genug angesetzt seien und verwiesen auf deutlich geringere Werte in Österreich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen