Mit Klick und Kopfhörer

Senatorin Ute Pape lässt sich zeigen, wie Stiftung Berufliche Bildung meist weibliche Angehörige von „Problemgruppen“ in den Arbeitsmarkt integriert  ■ Von Sandra Wilsdorf

Zum Problemfall wird man ganz schnell. Dazu braucht es eigentlich nur ein paar Kinder ohne den Mann dazu, einen zu pflegenden Angehörigen, ein paar dumme Zufälle und vielleicht ein weibliches Geschlecht: Schon findet man sich arbeitsmarkttechnisch in einer „Problemgruppe“, und die Berufsbildungssenatorin Ute Pape (SPD) kommt und guckt, wie man wieder in den Arbeitsmarkt integriert wird. Bei einem Informationsbesuch in der „Stiftung Berufliche Bildung“ in Hamm ließ die Senatorin sich gestern drei verschiedene Projekte für diese Zielgruppe zeigen.

Beispielsweise die „Trainingsmaßnahme EDV-Grundqualifizierung“. Das Durchschnittsalter ist hier 43. Einige der TeilnehmerInnen haben noch nie vorher am Computer gesessen, andere kennen sich etwas besser aus. Einer bewirbt sich am Ende der zweimonatigen Maßnahme per Online-Bewerbung um einen Job als Online-Redakteur, mit eingescanntem Foto und Verbindungsklicks zu allen wichtigen Zeugnissen sowie einem Qualifikationsprofil.

So unterschiedlich wie die Computerkenntnisse, sind auch die Vorbildungen. Eine ehemalige Krankengymnastin will jetzt Sicher-heitspumpen für Schiffe verkaufen. Im Kurs hat sie gelernt, ihre Geschäftsidee per Power Point Präsentation vorzuführen. Und dann ist da ein Koch, der auch wieder als Koch arbeiten möchte, „aber jetzt weiß ich, wie man die Speisen besser präsentieren kann“, sagt er und zeigt seine mit dem Computer erstellte Speisekarte. „Hmmh“, macht Ute Pape und erzählt von ihrem eigenen Computerkurs, der auch noch nicht lange zurück liegt.

Ein zweites Projekt qualifiziert Arbeitslose in drei Monaten zu „Call Center Agents“. Dreiviertel von ihnen werden danach einen Job finden, sagt die Erfolgsstatistik. „Ich habe einen fünfjährigen Sohn“, sagt eine junge Frau, der ist jetzt im Kindergarten. „Aber ich habe keine Berufsausbildung, habe nach der Schule nur gejobbt.“ Ihr macht das Telefonieren Spaß. Genauso wie ihrem Nachbarn, der Gabelstapler fuhr, bis er seinen Job verlor. Auch Frau Pape muss sich mal den Kopfhörer aufsetzen.

Bei der „zeitflexiblen Qualifizierung für Frauen in Elektro- und PC-Technik“ beginnt der nächste Durchgang erst einen Tag später, aber Informationen gibt es trotzdem. Innerhalb eines Jahres werden Frauen zu Elektroanlagenmonteurinnen oder Informations- und Telekommunikations-Systemelektronikerinnen umgeschult. Das Besondere: Die Maßnahme hat ihren Ursprung in einem EU-Frauenförderprogramm und richtet sich an arbeitslose Frauen, die familiäre oder finanzielle Belastungen haben, die also verschuldet sind oder zu Hause jemanden zu betreuen haben. Deshalb können sie bis zu 30 Prozent der Qualifizierung zu Hause arbeiten. Dafür bekommen sie Lehrmaterialien und einen Computer gestellt. Das findet die Senatorin interessant, erkundigt sich, ob an eine Ausweitung gedacht ist.

„Wenn es wirklich mal einen alleinerziehenden Mann gäbe, könnte man da sicher auch eine Regelung finden“, sagt Elke Loh von der Stiftung Berufliche Bildung.