: Euro-Gegner im Aufwind
Zwei Monate vor dem Referendum wächst in Dänemark die Zahl derer, die gegen einen Beitritt des Landes zum Euro sind. Premier warnt bei Nein vor Wirtschaftskatastrophe
KOPENHAGEN taz ■ Bei Dänemarks Regierung steht das Barometer auf „Krise“. Knapp zwei Monate vor der Volksabstimmung über die Teilnahme des Landes an der EMU am 28. September sagen zwei gleichstarke 40-Prozent-Blöcke jeweils Ja oder Nein zum Euro. Umfragen signalisieren bereits ein deutliches Nein. Und die Tendenz deutet auf eine weitere Stärkung der Nein-Seite hin.
Vor allem das eigene sozialdemokratische WählerInnenvolk macht Premier Poul Nyrup-Rasmussen Kopfschmerzen: Nach Umfragen haben 12 Prozent zwischen Mai und Juli die Seite gewechselt: vom Ja zum Nein.
Auch in der Regierung macht sich Opposition bemerkbar. Drei Minister sind mit Kritik an Rasmussen an die Öffentlichkeit gegangen. Der Ministerpräsident glaubt, den Europa-skeptischen DänInnen mit Gruselgeschichten kommen zu müssen. Nicht genug damit, alle Nein-SagerInnen als nationalistische HinterwälderInnen abzutun, droht laut Rasmussen eine ökonomische Katastrophe bei einem Nein.
Doch nach Meinung des „Rates der Weisen“, eines Gremiums aus verdienten Volkswirtschaftlern, werden die Auswirkungen der Volksabstimmung und ein Ja oder Nein zur Einführung des Euros wirtschaftlich von eher minimaler Bedeutung sein.
Doch wirtschaftliche Probleme kann man auch herbeireden. Das wirft die Nein-Seite den Banken vor. Die wollen der Regierung offenbar unter die Arme greifen und empfehlen an Anlagemöglichkeiten interessierten Kunden, vor dem Ausgang der Volksabstimmung nicht in dänische Wertpapiere zu investieren. Diese könnten bei einem Nein einen Kursschluckauf bekommen.
Die Konsequenzen einer solchen Aktion seien klar, beklagen sich Drude Dahlerup und Jens-Peter Bonde von der „Junibewegung“, der stärksten Nein-Organisation: „Wenn alle Geldinstitute diesen Rat geben, ist der Effekt vorhersehbar: sinkende Kurse für dänische Schuldverschreibungen und damit steigende Zinsen.“ Die Angst der Junibewegung trifft sich mit Spekulationen in den Medien, dass das Einzige, was eine Ja-Mehrheit der DänInnen zum Euro noch sicherstellen könne, Turbulenzen auf dem Finanz- oder Devisensektor oder wirtschaftliche Krisenzeichen seien.
Auf ein anderes Ereignis, welches die Stimmung noch kurzfristig in die Ja-Richtung schwingen lassen könnte, wagt man in Kopenhagen nicht mehr zu setzen: eine Aufhebung des EU-Boykotts gegen Österreich. Denn auf Großmachtallüren aus Brüssel reagieren die Dänen extrem empfindlich. REINHARD WOLFF
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