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Psychose statt Chemiekrankheit?

Münchner Studie zur Multiplen Chemikalien-Sensitivität (MCS) sieht praktisch keinen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und der Krankheit. Schuld sei meist die Psyche. Toxikologen widersprechen diesem Ergebnis, Kranke wundern sich nur wenig

von REINER METZGER

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und „unklaren körperlichen Beschwerden“ wie Kopfschmerzen, so gestern ein Radiobeitrag des Deutschlandfunks. Der Beitrag behandelte eine Studie der Abteilung Toxikologie am Münchner Klinikum Rechts der Isar unter Leitung von Professor Thomas Zilker. Schon Ende Juli zog Zilker via Presse das Fazit seiner Untersuchung von hunderten von MCS-Patienten durch seine Arbeitsgruppe: „Gerade wegen des ausgeprägten Umweltbewusstseins in Deutschland klagen immer mehr Menschen über die so genannte Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS).“ Bestätigt werden könne dieser Zusammenhang allerdings nicht.

Zilker ging sogar noch weiter: Psychiatrische Untersuchungen mit Hilfe von klinischen Interviews der Patienten hätten gezeigt, dass 80 Prozent der Krankheiten eine psychische Ursache hatten. Bei einer laufenden Vergleichsstudie mit Probanden aus der Halbleiterindustrie zeichnet sich hingegen nur ein Wert von etwa 20 Prozent psychisch mehr oder weniger Kranker ab. Für Zilker ist MCS daher nur eine „Hilfskonstruktion“. Die Patienten wollten nur nicht ihre psychologischen Beschwerden anerkennen und gäben einem äußeren Grund die Schuld.

Solche Ergebnisse stehen im Gegensatz zu Erkenntnissen in den USA, aber auch zu deutschen Studien (siehe Text unten). Außerdem geht es bei der Studie allgemein um Menschen, die selbst ihre Krankheit als eine Folge von Umweltgiften oder Ähnlichem sehen. MCS-Kranke mit ihren schubartig auftretenden schweren Symptomen sind nur ein Teil davon. Die klaren Aussagen von Zilker zu MCS erstaunen also etwas.

Chemie-Geschädigte wundern sich allerdings weniger über solche Studien aus dem Hause Zilker. Er steht schon seit Jahren in dem Ruf, keine Erkrankungen durch Umweltgifte anzuerkennen (www.home.t-online.de/home/bruno.hennerk).

Professor Hans-Jürgen Pesch von der Uniklinik Erlangen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie (www.wuerzburg.de/dguht-homepage/index.htm), nannte Aussagen wie die von Zilker „töricht“. „MCS gibt es, daran gibt es keinen Zweifel“, so Pesch. „Und von der Erkrankung ist nicht nur die Psyche betroffen, sondern meist auch zwei bis drei organische Bereiche.“

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