: Wie die Zeit vergeht
Im Alter rennt die Zeit davon. Bestimmt wird das Zeitgefühl von den Funktionen des Stoffwechsels
Je kälter, desto rascher: Die innere Uhr tickt unterschiedlich schnell. Entscheidend ist die Körpertemperatur, die gleichermaßen Wachheitsempfinden und Zeitgefühl bestimmt. Vormittage vergehen darum rascher als Nachmittage und Abende. Bei Fieber und in der Kindheit, in der die Körpertemperatur höher ist, scheint die Zeit fast still zu stehen, während sie im Alter davonrast. Je älter ein Mensch wird, desto mehr sinkt seine durchschnittliche Körpertemperatur und desto kurzweiliger wird sein Zeitgefühl.
Das Zeitempfinden beeinflusst auch der mit zunehmendem Alter immer weniger gebildete Botenstoff Dopamin: Je mehr davon ausgeschüttet wird, desto langsamer schleichen die Stunden. Vermutlich bewirkt ein Dopaminstoß, dass in Gefahrensituationen alles in Zeitlupe abzulaufen scheint. Auch Drogen, die wie Haschisch die Zeit stehen bleiben lassen oder wie Kokain und Amphetamin „Speed“ bringen, verändern offenbar den Abbau des Dopamins.
Die Funktionen des Stoffwechsels bestimmen das Zeitgefühl, und diese sind offenbar keinen starren Regeln unterworfen. Es gibt etwa so genannte Morgen- und Abendtypen, deren innere Rhythmen sich voneinander unterscheiden. Morgentypen – die Lerchen – sind schon früh in Höchstform, Abendtypen – die Eulen – bekommen dann die Augen noch nicht auf und kommen erst gegen Mittag richtig in Schwung. Chronobiologen raten daher zur individuellen Therapie: Vor der wichtigen Entscheidung, wann ein Patient seine Medikamente nimmt, sollte der Arzt ihn eine Zeit lang beobachten und so seinen inneren Rhythmus herausfinden.CLAUDIA BORCHARD-TUCH
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