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Kirche und Diktatur in Spanien

150 Meter hoch ragt das Granitkreuz in den Himmel über der Sierra von Madrid im Landesinnern. El Valle des los Caídos („Das Tal der Gefallenen“) ist das Stein gewordene Symbol der Symbiose von Diktatur und katholischer Kirche.

Hunderte von republikanischen Gefangenen erbauten das Kreuz und die dazugehörige, in den Fels gesprengte Krypta. Viele ließen dabei ihr Leben.

1959, zum zwanzigsten Jahrestag des Siegs der aufständischen Truppen unter General Francisco Franco über die verfassungsmäßige Ordnung, wurde die Kultstätte der spanischen Faschisten eingeweiht.

Alle katholischen Bischöfe Spaniens zelebrierten eine solch pompöse Messe, dass sie nur noch von der übertroffen werden sollte, die zur Beerdigung Francos Ende November 1975 gefeiert wurde.

Große Teile der spanischen Amtskirche waren von Anfang an gegen die Zweite demokratische Republik (1932 bis 1939). Sie stand für Fortschritt und beschnitt die althergebrachten Privilegien des spanischen Klerus.

Als einen „Kreuzzug“ verklärten die meisten Bischöfe den Bürgerkrieg, der ausbrach, als sich am 18. Juli 1936 Franco mit einem Teil der Armee gegen die gewählte Regierung erhob.

Nach dem Sieg am 1. April 1939 beglückwünschte Papst Pius XII. den General per Telegramm.

Die Kirche erhielt von Franco all ihre vorrepublikanischen Privilegien zurück. In dem Grundrechtskatalog von 1945 wurde die katholische Religion zur Staatsreligion erklärt, die zivile Eheschließung wurde abgeschafft, die Scheidung war ebenso verboten wie Homosexualität.

1950 wurden eigene Gerichte für Kirchenangehörige eingerichtet. Die Münzen schmückte der Spruch „Francisco Franco, Caudillo Spaniens von Gottes Gnaden“.

Die Kirche übernahm erneut den Großteil des Bildungssystems. Eine ganze Generation wurde mit einer Mischung aus katholischem Fundamentalismus und ultranationalischem Geist erzogen. Dieser intolerante Nationalkatholizismus wurde zur tragenden Ideologie des „neuen Staates“.

1953 schloß Spanien mit dem Vatikan ein Konkordat ab. Dieser erste internationale Vertrag Franco-Spaniens legte privilegierte Beziehungen zwischen Kirchenführung und Staatsführung fest.

Franco knüpfte damit an das Konkordat von 1851 an, das die republikanische Regierung gekündigt hatte. „Die geistige Reserve des Okzidents“ hieß Spanien fortan in der offiziellen Propaganda.

Franco ernannte höchstpersönlich die Bischöfe und sorgte so für eine linientreue Amtskirche, die auch dann noch zu ihm hielt, als sich in den späten Fünfzigerjahren und vor allem in den späten Sechzigerjahren an der Kirchenbasis Widerstand gegen die Diktatur regte.

Vielerorts begannen die Priester in ihren Kirchen demokratische Freiräume zu schaffen. So fanden die ersten illegalen Strukturen der kommunistischen Gewerkschaft Arbeiterkommissionen (CCOO) ebenso in Kirchenräumen Unterschlupf wie die Nationalisten in Katalonien oder im Baskenland.

Das Regime richtete in Zamora ein eigenes Priestergefängnis ein. Die meisten der Häftlinge wurden wegen Unterstützung der baskischen Separatistengruppe ETA verurteilt.

REINER WANDLER

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