restlaufzeit für die taz: Bewegung in die Denke kriegen
Was das AKW Obrigheim an der taz schätzt
Nicht nur wir wollen nicht abgeschaltet werden. Im Rahmen unseres Wunsches „Restlaufzeit“ (Sie wissen schon) haben wir uns bei ExpertInnen umgehört: gestern der AKW-Sicherheitsexperte Homer Simpson, heute Herr Theilig, Pressesprecher des AKW Obrigheim am schönen Neckar, 65 km nördlich von Stuttgart, mit einem Druckwasserreaktor ausgestattet und mit 31 Jahren schon recht alt.
Im Konsensvertrag des AKWs steht „Übergangsfrist bis 31. 12. 2002“, nicht mal mehr zwei Jahre also. Jedoch: Pressesprecher Theilig sagt: „Wir gehen schon davon aus, dass es uns noch etwas länger gibt ...“ Wir auch. Unser Problem, so analysiert Herr Theilig, sei ein mannigfaltiges: „Ihre Redakteure krebsen scheinbar immer etwas am Existenzminimum“, das stimmt. Aber wir seien ganz und gar von der Wichtigkeit unserer Themen überzeugt, wir glaubten wirklich an die Prinzipien „Toleranz usw.“, richtig, tun wir tatsächlich. Wir „verkämpften“ uns oft in „Dinge, die draußen nicht so akzeptiert werden“. Des Weiteren hätten wir einen „hervorragenden Anspruch“, und „diese Ränder auf dem Zeitungsmarkt gehören natürlich dazu“. Es sei wohl eher ein „Problem der Gesellschaft“, dass wir jetzt bangen müssten, Tipp: „Bewegung in die Denke kriegen“.
Er selbst lese die taz übrigens auch, „obwohl Sie unserer Branche ja nicht so arg zugetan sind“. Sein Vorschlag: „Öffentlich wirksame Konzepte. Die Grünen machen’s vor“: Wenn eine „Regierung Kohl/Schäuble in den Kosovokrieg gezogen wäre, dann hätte Joschka Fischer als Friedensengel keinen Erfolg“ gehabt. Aber so hätten sich die Grünen „mehr am Machbaren orientiert“. Und das sollte die taz auch tun.
Wir meinen: Die Ränder der Presselandschaft, die Überzeugung, dass „Toleranz etc.“ zu den Grundsätzen gehört, das alles ist machbar, Herr Theilig! Auch ohne den Grünen alles nachzumachen. Allerdings nur mit der taz. Auch in Zukunft. Und auch lange nach dem Tag, an dem in Obrigheim glücklich die Lichter ausgeschaltet worden sind.
*Was meinen Sie? Mails an restlaufzeit@taz.de. Briefe an die taz, Stichwort „Restlaufzeit“, Kochstraße 18, 10969 Berlin.
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