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Tolle Kantine, wenig Wirkung

Das Fernsehen engagiert sich stark gegen den „Terror von rechts“, kommt über Betroffenheit aber nicht hinaus

Der Kampf gegen rechts ist salonfähig. Zwar macht die taufrische Aktion „Gesicht zeigen“ zunächst mal Sommerpause, doch danach soll alles „sehr schnell“ gehen. Und auch bei der ARD ging es plötzlich ganz fix: Das Erste schmiss am Montag eigens das Programm für den Themenabend „Terror von rechts – Was tun gegen die braune Gefahr“ um.

Lobenswerte Absicht, ansonsten aber Hilflosigkeit und das Diktat der heißen Nadel: Man diskutiert live im Münchener Werk des Lkw-Herstellers MAN, wo rechte Gewalt glücklicherweise kein Thema ist. So gibt’s keine Probleme, sondern eine „tolle Kantine mit internationalem Essen“ und ganz ungeniert ein bisschen Werbung für das Nutzfahrzeug-Unternehmen. Der Standort München offenbart das Dilemma: „Wie geht’s Ihnen hier so mit den Vorfällen, die wir der Presse entnehmen müssen?“, fragte die Saalmoderatorin eine griechische MAN-Kraft und frohlockt beim Hinweis auf den einheimischen Gatten: „Der starke deutsche Mann passt also auf!“ Und die Berichte von der ARD-eigenen „Marienhof“-Party und aus dem Spaßghetto im Münchner Kunstpark Ost zeigen: Die Fun Generation setzt auf Spaß, nicht Hass. Sie hat, wie die Stimme aus dem Off leicht ironisch verkündet, zwar „nichts damit zu tun, die würden aber nicht wegschauen, nein“.

Immerhin: Einer der Einspieler begleitete einen ausgestiegenen NPD-nahen Skin durch die bayerische Hauptstadt, ein anderer dokumentierte an Hand der NPD-Hierarchen von Ludwigshafen, dass die „braune Gefahr“ auch im alten Westen lauert.

Für die neuen Länder ist Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe da und schlägt leisere Töne an: Er beschwört den gesellschaftlichen Konsens gegen rechts und setzt auf Transparenz: Brandenburg, sagt er an die Adresse der anderen neuen Länder, habe nie etwas vertuscht.

Das komplexe Thema hat Hochkonjunktur, auch wenn das Fernsehen wenig erklären kann, von Aufklärung ganz zu schweigen: Bei „Sabine Christiansen“ wird am Sonntag weiter diskutiert über die steigende Gewaltbereitschaft der Rechten. „Polylux“, die Medienshow des ORB, will am 18. August die „Flops und Lachnummern der Rechtsradikalen“ dokumentieren, der Nachrichtensender n-tv wird das Thema nach der Sommerpause in seinen Polit-Formaten „Talk in Berlin“ und im „Grünen Salon“ angehen.

Was die ARD immerhin bewiesen hat: Die Anstalten ziehen über den politischen Graben hinweg an einem Strang. Moderiert wurde der Themenabend nicht von der sonst ARD-üblichen rot-schwarzen Proporzlösung, sondern einer unionsnahen Doppelspitze aus BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb und seinem MDR-Kollegen Wolfgang Kenntemich. STEFFEN GRIMBERG

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