: Extremsportler völlig außer sich
Hollywood hat den Oscar, die Funsport-Gemeinde den Nea-Award. Auf der Sportmesse Ispo wurden die Preise an Mountainbiker, Skater und Snowboarder verliehen. Stilgerecht empfängt man die Metallfigur aber auf dem Klo
MÜNCHEN taz ■ Schauspieler bekommen Oscars oder Bambis, Wissenschaftler den Nobelpreis, Musiker Grammys – nun gehen auch Extrem-Sportler nicht mehr leer aus. Am Dienstag wurden in München die ersten World Xtreme Sports Awards verliehen. Initiator Joseph Schöninger von Future Works sah dringenden Nachholbedarf: „Die Leistungen der Extrem-Sportler sollten in der Öffentlichkeit mehr Beachtung finden. Jede Branche hat ja ihren Award.“
Als Partner fand Joseph Schöninger die weltgrößte Sportmesse Ispo, sowie eine Mobilfunkfirma, die die mehrere Millionen Mark teure Veranstaltung finanzierten. Nominiert wurden die Extrem-Sportler von Redakteuren diverser Funsport-Magazine aus Europa, Japan und den USA. Aus Deutschland waren das Pleasure Snowboardmagazin sowie das Motocross Magazin MotoX mit dabei. Unter www.nea-awards.com standen die Sportler im Netz zur Wahl. 240.000 Jugendliche beteiligten sich. Nea ist eine Lara Croft ähnliche virtuelle Figur, die als Metallguss zum Award geronn.
Showtime: Jeder einzelne der 1.500 Sitzplätze im Kongresssaal ist besetzt. Simone Angel von MTV begrüßte die Gäste mit dem Kompliment, für sie seien Extrem-Sportler „the most sexiest people in the world“. Mountainbike-Legende Hans Rey und Bikerin Tara Llanes sporteln in einem Kurzfilm durch die Gegend. Dann kommen sie auf die Bühne, begrüßen die Gäste. Nach dem Clip öffnen Rey und Llanes den Gewinnerumschlag und Nachwuchstalent Sari Jörgensen eilt ins Scheinwerferlicht, sagt kurz „Thanx“.
Ein Großteil der Gewinner hat es allerdings nicht nach München geschafft. So zum Beispiel der 32-jährige mehrfache Skateboard-Halfpipe-Weltmeister Tony Hawk aus Kalifornien, der gleich drei Preise gewinnt: den Computergame Award für das von ihm selbst entworfene PlayStation-Spiel „Tony Hawk“, den Special Achievement Award für die erste 900-Grad-Drehung in der Halfpipe und den Skateboard Award für seine einzigartige Skateleistung.
Das Fehlen der Stars wurde aber teilweise dadurch wieder wettgemacht, dass der BMXer Matt Hoffman seinen Award zu Hause auf dem Klo überreicht bekam, gefilmt mit der Home-Kamera seines Mitbewohners. Hoffmann gilt als momentan bester BMXer der Welt, hat sich höchstwahrscheinlich schon jeden Knochen zweimal gebrochen, und machte vor allem mit bis zu acht Meter hohen Sprüngen aus der Quarterpipe auf sich aufmerksam, bei denen er sich von einer Motocrossmaschine anziehen lässt.
VIPs, Presse und Sportler jedenfalls grölten. Ein Heimspiel war es für den Münchner Snowboard-Fahrer Davis Benedek, der einen Award als bester Snowboard-Newcomer bekommt. David wurde im Dezember beim Air & Style Contest Dritter, jedoch vermuteten viele, dass der Norweger Espen Arvesen diesen Titel erhält. Espen hatte letztes Jahr einen World Cup Halfpipe Contest gewonnen. Als der momentan verletzte 20-Jährige auf die Bühne steigt, springt die Snowboardfraktion auf die Stühle und singt lauthals: „So ein Tag so wunderschön wie heute . . .“
Und als im Anschluss auch noch Olympiasiegerin Nicola Thost zur Besten Snowboarderin gekürt wird, ist die Münchner Fraktion völlig außer sich.
LARS HAENSELL
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