: Rechte dürfen saufen
■ Club 88 in Neumünster wird nicht geschlossen. IG Metall initiiert Bündnis
Die Stadt Neumünster sieht derzeit keine Möglichkeit, den Club 88, den zentralen Treffpunkt der norddeutschen Rechtsradikalen, zu schließen. In einer Mitteilung der Stadt hieß es gestern, Vertreter der Stadt, des Wirtschafts- und des Innenministeriums, der Staatsanwaltschaft und der Polizei hätten die Möglichkeiten zum Schließen des Clubs überprüft. Dabei habe sich gezeigt, dass weder das Gaststättenrecht, das Vereinsgesetz noch das Allgemeine Ordnungsrecht Ansatzpunkte zum Schließen biete. Das Thema „Club 88“ sei damit nicht abgeschlossen. Ordnungs- und Sicherheitsbehörden würden die Einrichtung weiterhin intensiv überwachen.
„Club 88“ steht im Code der Szene für „Club Heil Hitler“, die Ziffer 8 steht für den achten Buchstaben im Alphabet. Zusammen mit dem Slogan „The very last resort“, der auf der Internet-Homepage auftaucht, ergibt sich daraus „Heil Hitler – der allerletzte Ausweg“. Während der Woche kommen nur relativ wenige Skinheads in die lediglich 36 Quadratmeter große Kneipe, deren Außenwände mit schwarzen Stahlplatten bewehrt sind. Wenn aber zu freiem Saufen eingeladen wird, treffen sich schon mal 200 Rechtsextreme in der Kneipe im Neumünsteraner Stadtteil Gadeland.
Der Geschäftsführer der IG Metall in Neumünster, Peter Seeger, forderte, den Club „politisch zu bekämpfen, wenn es angeblich juris-tisch keine Handhabe gibt.“ Er hat jetzt alle Parteien, Arbeitgeber, Kirchen und andere Gruppen zur Gründung eines breiten Aktionsbündnisses eingeladen. Dem Neumünsteraner Oberbürgermeister Hartmut Unterlehberg (SPD) wirft Seeger vor, sich hinter Formalien zu verstecken.
Angelika Beer, grüne Bundestagsabgeordnete aus Neumünster, forderte Unterlehberg gestern auf, „politisch Flagge zu zeigen“. Der Club 88 als „Forum der militanten nördlichen Neonazi-Szene“ müsse „ausgehebelt werden.“ Beer will eine Unterschriftenaktion gegen den Club und seine Hintermänner initiieren.
Unterdessen hat die Brauerei Warsteiner ein altes Schild ihrer Firma neben dem Club-Eingang entfernen lassen. Mit Bier wird der Club schon seit 1995 nicht mehr beliefert – wegen zu geringer Umsätze. dpa/taz
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen