: Angriff wegen dunkler Haut
In Marzahn überfielen vier Jugendliche eine 46-jährige Deutsche und deren Tochter wegen ihres „dunkelhäutigen Aussehens“. Die Täter sind der Polizei bekannt
Wieder einmal wurde die S-Bahnstation Springpfuhl in Marzahn Schauplatz eines rassistischen Übergriffes. Am Dienstag gegen 18.45 Uhr griffen drei junge Männer und eine junge Frau aus Marzahn eine 46-jährige Mutter und deren 20-jährige Tochter an, die ebenfalls in Marzahn leben.
Nach Polizeiangaben pöbelten die Jugendlichen die Frauen wegen ihres „dunkelhäutigen Aussehens mit rassistischen und beleidigenden Worten“ an. Ein 19-Jähriger bespritzte die junge Frau, die eine deutsche Mutter und einen äthiopischen Vater hat, mit aufgeschütteltem Bier. Ein 17-Jähriger Mittäter beleidigte sie mit obszönen Gesten und schlug ihr mit einer fast vollständig gefüllten 1,5-Liter-Plastikflasche gegen den Kopf. Anschließend warf der 17-Jährige die auf eine Gehhilfe angewiesene Mutter zu Boden. Sie erlitt Schürfwunden an den Ellenbogen und den Knien. Die stark alkoholisierten Jugendlichen wurden kurz darauf von der Polizei in Tatortnähe festgenommen. Die männlichen Jugendlichen sind wegen einer Vielzahl von Diebstahls- und Körperverletzungsdelikten der Polizei bekannt. Der Staatsschutz ermittelt.
Übergriffe an der S-Bahn-Station Springpfuhl haben wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Im Januar 1995 warfen drei Schläger mit Bomberjacken und Springerstiefeln einen 36-Jährigen zwischen Friedrichsfelde-Ost und Springpfuhl aus der S-Bahn. Der Mann, der zuvor versucht hatte, eine ältere Dame zu schützen, von der die Täter fünf Mark erpressen wollten, wurde nur leicht verletzt. Zuvor hatten die Täter ihm sein Geld geraubt und eine Zigarette im Gesicht ausgedrückt. Im November 1993 rief ein „Freundeskreis Revolutionärer Volkssozialisten – FRVS“ zur „Ehrung aller im nationalen Freiheitskampf Gefallenen“ vor dem S-Bahnhof auf. Der Anlass: Drei Jahre zuvor, am 16. November 1990, war ein Mitglied der „Republikaner“, der in Springpfuhl in die S-Bahn gestiegen war und einen Türken massiv angegriffen hatte, von diesem erstochen worden. Das Gericht sprach den Türken wegen Notwehr frei.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA
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