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Ohne Rollstuhl auf Tauchgang

■ In Damp können Behinderte das Bewegen unter Wasser in vierwöchigen Kursen üben

Unabhängigkeit vom Rollstuhl ist der Traum vieler Behinderter. Unter Wasser kann er wahr werden. Bereits im vierten Jahr bietet die Reha Klinik im Ostseebad Damp einmalig in Deutschland Tauchkurse im Zusammenhang mit einer Rehabilitation an. Anfang August startete der vierwöchige Kurs, bei dem die Teilnehmer von Tauchlehrern der „Handicapped Scuba Association“ (HSA) ausgebildet werden.

Erste Übungen finden im Schwimmbecken statt und können bei entsprechenden Temperaturen in der Ostsee vorgenommen werden. Der Kurs schließt mit einer Prüfung für den Freiwassertauchschein ab. Die Kosten für den Klinikaufenthalt und die ärztliche Betreuung trägt die Krankenkasse. Für die Gebühren kommt der Patient auf.

Michael Fleischhauer, Facharzt für rehabilitative Medizin und Leiter des Projektes, erklärt den Nutzen für die Behinderten: „Rollstuhlfahrer sitzen fast immer mit gebeugtem Oberkörper. Dadurch werden die inneren Organe eingeengt und es kommt häufig zu Magen- und Darmproblemen, Durchblutungsstörungen und zu hohen Belastungen für den Brustkorb.“ Beim Tauchen würden diese Belastungen entfallen.

Bei Tauchen kommt es nicht auf Schnelligkeit an. Für Behinderte wie Nichtbehinderte liegt die Faszination des Tauchens in den ruhigen, fließenden Bewegungen und in der bewussten Wahrnehmung der unbekannten Unterwasserwelt. Verantwortungsbewusste Taucher arbeiten immer mit dem so genannten Buddy-System. Dabei werden Tauchgänge nur mit einem „Buddy“, einem Kumpel, gestartet, damit in Gefahrensituationen einer dem anderen helfen kann. Uwe Kampermann (39), einer von sechs Teilnehmern des Sommerkurses 1999, bestätigt die Befriedigung, die er aus dieser Erfahrung gezogen hat: „Im Wasser ist meine Behinderung weg. Wenn es darauf ankommt, kann ich selber Hilfe leisten und merke, ich muss nicht mein Leben lang nur Hilfe empfangen. Anke Baumann

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