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Kein Herz für Türken

Eine Herzklinik nimmt Frau wegen Sprachdefiziten nicht auf Wartelistefür Operation. Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung spricht von Skandal

BERLIN taz ■ Wegen fehlender Deutschkenntnisse hat das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen einer herzkranken Türkin eine Organtransplantation verweigert. Nach Angaben der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung in Gießen handelt es sich dabei um keinen Einzelfall. Kliniken in Heidelberg und Frankfurt hätten bereits in früheren Fällen Herztransplantationen verweigert, weil die Patienten kein Deutsch konnten, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Yasar Bilgin, gegenüber taz.

Der Gesundheitszustand der seit 1979 in Deutschland lebenden Türkin habe sich in jüngster Zeit derart verschlechtert, dass eine Herztransplantation notwendig geworden sei, sagte Bilgin, selbst Oberarzt am Klinikum Gießen. Das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen hatte sich geweigert, die Patientin auf die Warteliste zu setzen, weil die Frau kein Wort Deutsch spricht. Die Klinik berief sich dabei auf die Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation. Danach ist die Vergabe von Organen an zwei Kriterien gebunden: Erfolgsaussicht und Dringlichkeit. Die Erfolgsaussicht hängt auch von der so genannten Compliance ab, der Zuverlässigkeit eines Patienten. Diese bezieht sich auf die Bereitschaft des Patienten, die Anweisungen des Arztes zu befolgen.

„Ich glaube nicht, dass die fehlenden Sprachkenntnisse allein ausschlaggebend für die Ablehnung waren“, betonte Günter Kirste, Generalsekretär der Deutschen Transplantationsgesellschaft, gegenüber der taz. Warum, fragt Kirste, sei die Frau in zwanzig Jahren nicht in der Lage gewesen, sich ein Minimum an Deutschkenntnissen anzueignen. „Wenn sich ein Patient konstant weigert, mitzuhelfen, würde ich das schon als Ablehnungsgrund sehen.“ Schließlich könne ein Dolmetscher nicht mit in den OP gehen.

Kirste ist zugleich Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer. Dieses Gremium hat die Richtlinien erarbeitet, nach denen Ärzte Patienten für eine Transplantation auswählen. Das Herzzentrum in Bad Oeynhausen sei das erfahrenste seiner Art, betonte Kirste.

Es bestehe die Gefahr, dass die Türkin etwa falsche Medikamente einnehme, hatte auch Kliniksprecherin Petra Mellwig gesagt. Bei Komplikationen sei die Frau nicht in der Lage, Kontakt mit der Klinik aufzunehmen. Der Mangel an Spenderorganen zwinge die Klinik zu strenger Auswahl.

Die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung in Gießen vermittelte die Frau inzwischen an das Herzzentrum in Münster. Auf die Briefe an die Klinikleitung, sagte Yasar Bilgin, hätten sie nie eine Antwort erhalten.

NICOLE MASCHLER

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