Spannung um Strom

■ HEW sieht keinen Grund mehr, ihr den Kauf der Bewag zu verbieten

Kurz vor der heutigen Anhörung am Berliner Landgericht haben sich die Vorzeichen offenbar verkehrt: Für den Fall einer Übernahme des Berliner Stromkonzerns Bewag durch die Hamburgischen Elektrizitätswerke hat HEW-Chef Manfred Timm die volle Erfüllung der von den Altgesellschaftern eingegangenen Verpflichtungen zugesagt. Auch der derzeitige Bewag-Eigner E.ON Energie AG, dessen 49-Prozent-Aktienpaket die HEW übernehmen will, bleibe weiterhin als Vertragspartner verpflichtet, sicherte Timm in einem Brief dem Berliner Finanzsenator Peter Kurth (CDU) zu. Durch nun künftig zwei zur Vertragserfüllung Verpflichtete, so HEW-Sprecher Johannes Altmeppen, „hat der Berliner Senat keinen Grund mehr, den Verkauf von E.ON an uns zu untersagen“.

Vor zwei Wochen hatte E.ON sein Aktienpaket an die HEW verkauft. Dagegen hatte der Berliner Senat ebenso wie der amerikanische Bewag-Miteigentümer Southern Energy einstweilige Verfügungen erwirkt.

Berlin hatte die Bewag 1997 privatisiert. Nun besteht der Senat der Hauptstadt darauf, dass er nach dem damaligen Vertrag einer Übertragung der E.ON-Anteile zustimmen muss. Ein Ja-Wort komme jedoch nicht in Frage, weil E.ON nicht deutlich gemacht habe, wie die Altverpflichtungen erfüllt werden sollen: die weitere Entwicklung der Bewag und die Stärkung des Standortes Berlin. Zudem geht es um die Haltedauer der Bewag-Anteile für 20 Jahre und das Versprechen, zusätzliche Arbeitsplätze einzurichten. Dieses Argument könnte mit der brieflichen Zusicherung Timms entfallen sein. Ein Berliner Senatssprecher hingegen nannte das Schreiben „unverbindlich und oberflächlich“. Er äußerte die Befürchtung, dass Berlin lediglich „Stomverteilerstelle“ werde.

Die Übernahme der Bewag ist für die HEW nur ein Schritt beim Aufbau eines nordostdeutschen Energiekonzerns, bestehend aus HEW, Bewag, dem Braunkohleverstromer VEAG und den Kohlegesellschaften Laubag und Mibrag. Am gestrigen Nachmittag legte Timm Bundeswirtschaftsminister Werner Müller seine Pläne zur Übernahme der ostdeutschen VEAG dar – dem Verbundunternehmen für die gesamte Stromversorgung in den östlichen Bundesländern. Elke Spanner