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Bei Verdi brennt es

Neue Dienstleistungsgewerkschaft droht zu zerfallen. Ruf nach Ausstieg wird lauter. ÖTV-Chef Mai fordert Lösung

BERLIN ap ■ ÖTV-Chef Herbert Mai lehnt im Streit um die Gründung der neuen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di eine Lösung ohne seine Organisation ab.

Im Deutschlandradio Berlin sagte Mai gestern, dass auch Kritik aus den eigenen Reihen nicht prinzipiell gegen die neue Organisation gerichtet sei. Sie bestehe darin, dass Einzelpunkte der Ausgestaltung „nicht als sinnvoll erachtet werden“. Es müsse nach Lösungen gesucht werden in der Frage der politischen Bedeutung der Landesebene und der örtlichen Ebene, der Frage der Finanzverteilung und der Bezirksbildung. „Dann kann sich die Mehrheitssituation auch in der ÖTV deutlicher abbilden.“

Der Vorsitzende des einflussreichen ÖTV-Bezirks Nordrhein-Westfalen II, Hartmut Limbeck, forderte erneut den schnellen Ausstieg seiner Gewerkschaft aus dem Verdi-Projekt. Da die erforderliche Mehrheit von 80 Prozent für den Beitritt zu der neuen Dienstleistungsgewerkschaft nicht zu erreichen sei, müsse die ÖTV schon im September ihren Ausstieg verkünden und nach Alternativen suchen.

In den vergangenen Wochen habe sich in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr die Stimmung weiter zuungunsten von Verdi verschoben. Zuletzt hatte auch Mai die Partner DAG, HBV, IG Medien und Postgewerkschaft aufgefordert, den Vorstellungen seiner Organisation bei Verdi stärker entgegenzukommen.

Während die ÖTV als größter Fusionspartner in der neuen Gewerkschaft möglichst viele Bezirksstellen erhalten wolle, sähen dies die vier Partner „auf Grund ihrer Größe und ihrer Wertvorstellungen anders“. In dem Hörfunkinterview sagte Mai, Verdi ohne ÖTV wäre keine gute Lösung. „Verdi hatte die Zielsetzung, die Dienstleistungsgewerkschaften des öffentlichen und privaten Bereichs zusammenzuführen und die DAG wieder in den DGB zu holen.“

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