36, 45, 70, 80 Millionen

Die Kosten für die NS-Gedenkstätte Topographie des Terrors erhöhen sich womöglich auf rund 80 Millionen Mark. Jetzt droht dem Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor das Aus

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Bau der Gedenkstätte Topographie des Terrors nach den Plänen des Schweizer Architekten Peter Zumthor steht womöglich vor dem endgültigen Aus. Nach Informationen der taz sollen sich die Kosten des komplizierten Bauwerks auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände nach Berechnungen der Bauverwaltung weiter erhöht haben. Statt der bisher geschätzten 70 Millionen Mark schlägt die Topographie wahrscheinlich mit 80 Millionen Mark oder mehr zu Buche.

Ursprünglich waren für den Bau der NS-Gedenkstätte 36 Millionen, dann 45 Millionen Mark vorgesehen. Senatsbaudirektor Hans Stimmann und Peter Strieder (SPD), Senator für Stadtentwicklung, hatten sich am Dienstag über den neuesten Stand der Baukosten zu einem Gespräch verabredet. Bleibt es bei der Kostenexplosion, will Strieder einen billigeren Entwurf realisieren.

Für den erneuten Anstieg auf 80 Millionen Mark sollen weitere technische Schwierigkeiten am Bauwerk verantwortlich sein. Kopfzerbrechen bereitet den Planern insbesondere die Konstruktion der so genannten Stabwerksfassade aus filigranen Betonstäben (16 Meter lang und 26 Zentimeter stark), aus der das gesamte Gebäude besteht. Allein für die Herstellung der Stelen hatte das Bauunternehmen Engel & Leonhardt über 20 Millionen Mark berechnet, die Realisierung aber hat sich bis dato verzögert.

Hinzu kommen Mehrkosten bei der Montage der Stäbe, beim Brandschutz und der Ausstattung. Zudem wird immer problematischer, dass es für das lange Ausstellungsgebäude keine Vorbilder gibt, der Bau quasi ein Experiment darstellt. Baufachleute schätzen, dass eine abschließende Vorlage der Kosten darum jetzt gar nicht möglich ist.

Strieder hatte den Architekten mehrfach aufgefordert, bis zum Sommer die Investitionen für die Gedenkstätte zu reduzieren, da der Hauptausschuss des Landes sich weigert, Mehrkosten über 36 Millionen Mark hinaus auf der Grundlage unklarer Kalkulationen zu bewilligen. Darum herrscht auf der Baustelle gegenüber dem Abgeordnetenhaus derzeit ein Baustopp. Der könnte nun endgültig sein: Am 13. September soll Strieder dem Ausschuss erneut Berechungen für die „Topographie“ vorlegen. „Daran arbeiten wir“, sagte Strieders Sprecherin Dagmar Buchholz gestern lapidar. Zu den möglichen Kostensteigerungen machte sie keine Angaben.

Gabriele Camphausen, geschäftsführende Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, kritisierte, dass trotz des bekannten Kostenstreits „wir als Nutzer nicht in die Gespräche mit einbezogen werden“. Zugleich bedeute jede weitere Kostenerhöhung „eine Katastrophe“, da das gesamte Projekt gefährdet sei. Peter Zumthor wollte sich gestern zu den möglichen Kostensteigerungen nicht äußern.