: Mehr als eine Teemaschine
■ Olympia sei Dank: Das Leichtathletik-Meeting am Sonntag im Hammer Park ist wieder attraktiv
Der Niedergang der Leichtathletik in Hamburg, so wird beklagt, gehe schleichend voran. In den letzten zehn Jahren verloren die Vereine ein Fünftel an Mitgliedern. Die Anzahl der organisierten Sportler ging von 5172 im Jahre 1990 auf 4123 zurück. Damit rangieren Laufen, Werfen und Springen hinter so attraktiven sportarten wie Judo, Schießen und Angeln auf Platz 18 in der Beliebtheitsskala in der Hansestadt. Der Abbau von geeigneten Sportplätzen tat ein Übriges. Das Volksparkstadion, seit dem Neubau ohne Laufbahn, wird gerne als Symbol verwendet, wenn es um die Attraktivität von Leichtathletik ging.
Auch das jährliche Sportfest im Hammer Park drohte entwertet zu werden. Noch vor zwei Jahren klagten die Veranstalter über kurzfristige Absagen von hochkarätigen TeilnehmerInnen wie der 200-Meter-Läuferin Birgit Breuer oder dem Stabhochspringer Dany Ecker. Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) kümmerte sich nicht um die Wettbewerbe. „Ich hatte extra Karten für die Herren zurücklegen lassen“, beklagte sich Organisator Rainer Blankenfeld, „gezeigt hat sich allerdings keiner.“
Am kommenden Sonntag ab 15 Uhr dürfte das anders sein. Denn bei der 19. Auflage des Meetings werden nicht nur einige internationale Athleten an den Start gehen. Insgesamt 15 SportlerInnen des Aufgebots für Sydney nehmen an der familiär wirkenden Veranstaltung teil. Die Olympischen Spiele werfen ihre Schatten voraus. Und anders als noch vor zwei Jahren, als die SportlerInnen sich wegen der nachfolgenden Europameisterschaften schonten, nutzen dieses Mal die Olympioniken den letzten Test vor der Abreise zur Standortbestimmung. Blankenfeld ist entsprechend optimistisch: „Das ist das beste Feld, das wir je in Hamburg hatten“, sagt der Meeting-Direktor und rechnet mit 8000 Zuschauern bei den 17 Entscheidungen. Dazu trägt auch der Etat bei: Für 130.000 Mark sind lukrativere Preise zu erwarten als Autoatlanten oder Teemaschinen.
Zu den herausragenden deutschen Teilnehmern zählen die Stabhochspringer Tim Lobinger (Köln/Bestleistung 6,00 Meter) und Michael Stolle (Leverkusen/5,95), Zehnkämpfer Mike Maczey (Eutin), Weitspringer Kofi Amoah Prah (Berlin/8,20) und 800-Meter- Europameister Nils Schumann (Großgottern). Schumann wird allerdings die 1000-Meter-Strecke laufen. Der Wattenscheider Sprinter Marc Blume startet sowohl über 100 Meter als auch in der Staffel des DLV über 4x100 Meter. Spannung versprechen auch die Wettbewerbe im Weitsprung mit den für Sydney nominierten Susen Tiedtke (Chemnitz) und Sofia Schulte (Siegen) sowie im Hochsprung mit Amewu Mensah aus Berlin.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung soll der 400-Meter-Lauf der Frauen mit Uta Rohländer (Halle), Santa Gosh (Rehlingen), Birgit Bockmeier (Dortmund), Heike Meißner (Magdeburg), Ulrike Urbansky (Magdeburg) und Florence Ekpo-Umoh (Mainz) werden.
Die klangvollsten Namen im Feld der internationalen Athleten tragen zwei Amerikaner. Über 110 Meter Hürden hat sich Dominique Arnold angekündigt, der eine Saisonbestzeit von 13,11 Sekunden aufweist und bei mehreren Grand-Prix-Meetings in diesem Jahr triumphierte. In Hamburg trifft er auf seinen Landsmann Dawane Wallace. Beide haben bei den US-Trials nur knapp die Qualifikation für Sydney verpasst. Eberhard Spohd
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