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Mit dem Rücken zur Wand

Bauverwaltung kalkuliert Kosten für „Topographie des Terrors“ auf 89 Millionen Mark. Bausenator Peter Strieder kämpft um Kostensenkung und hofft auf Hilfe vom Bund zur Rettung des Projekts

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das NS-Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ ist nach Ansicht von Bausenator Peter Strieder (SPD) nur mit verstärkter finanzieller Hilfe des Bundes zu realisieren. Grund dafür sind die neuesten Berechungen der Bauverwaltung, die das Projekt jetzt mit rund 89 Millionen Mark kalkuliert hat (die taz berichtete). Zugleich will der Bausenator ein Ingenieurbüro beauftragen, das nach Möglichkeiten sucht, die horrenden Kosten zu drücken.

Gestern hatte Strieder die aktuellen Zahlen für das Bauwerk des Schweizer Architekten Peter Zumthor präsentiert. Statt, wie erhofft, zu sinken, haben sich die Baukosten weiter erhöht – auf knapp 90 Millionen Mark. Ursprünglich waren für das Dokumentationszentrum auf dem ehemaligen Gestapogelände an der Wilhelmstraße 45 Millionen Mark eingeplant. Wegen einer Kostenexplosion auf 70 Millionen Mark Ende 1999 herrscht auf der Baustelle ein Baustopp, weil der Senat sich weigert, zusätzliche Gelder zu bewilligen.

Um die „Topographie“ zu retten, will Strieder mit Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) verhandeln. „Ob das gelingt, ist eine schwierige Frage“, sagte Strieder. Die Kosten müssten dazu auf unter 70 Millionen Mark gedrückt werden, erst dann wolle er das Gespräch mit Naumann suchen. Der Bund, der sich mit rund 18 Millionen Mark am Bau beteiligt, hatte sich bisher geweigert, zusätzliche Gelder bereitzustellen. Naumanns Abteilung wollte gestern dazu keine Stellungnahme abgeben.

Grund für die Kostensteigerungen sind technische Schwierigkeiten bei der Konstruktion der Stabwerksfassade aus Hunderten dünner Betonstäbe, die allein 22,5 Millionen Mark teuer sind. Weitere Kostensteigerungen, so Strieder, „haben sich bei der Verglasung herausgestellt“. Sie schlage nun mit 18 Millionen statt mit 6 Millionen Mark zu Buche. Außerdem habe die Verwaltung Mehrkosten in Höhe von rund 12 Millionen Mark beim Innenausbau und der Technik errechnet.

Während sich der Architekt weigert, kostensenkende Verfahren zu akzeptieren, will Strieder unabhängig davon nach Einsparungen bei Verglasung und Ausstattung suchen. Erste Berechnungen hätten „mögliche Reduktionen von bis zu 8 Millionen Mark beim Innenausbau aufgezeigt.“ Nach Lösungen, wie „weiter Geld gespart werden kann“, werde ein Ingenieurbüro suchen. Für Dezember rechnet der Bausenator mit einem Ergebnis.

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