Weltausstellung verewigt

■ Wilhelmshaven will „Expo am Meer“ als jährliches Sommerereignis ausrichten

Wilhelmshaven – Während sich die Organisatoren der Expo 2000 am Hauptstandort Hannover um Schadensbegrenzung bemühen, knallen in den entlegeneren Winkeln der Weltausstellung die Sektkorken: Mehr als 185.000 Besucher sind seit Anfang Juni an den Jadebusen gereist, um bei der „Expo am Meer“ in Wilhelmshaven die maritimen Akzente der Jahrtausendschau zu erleben. „Damit ist die Planzahl von 350.000 verkauften Tickets in Reichweite“, freut sich Michael Konken, Pressesprecher der Stadt Wilhelmshaven. So groß ist die Begeisterung in der Hafenstadt gar, dass fortan jedes Jahr Expo sein soll: „Die Resonanz ist hervorragend. Die Ausstellung hat international Aufsehen erregt und ist für uns zu einem echten Markenzeichen geworden.“

Ähnlich wie die Kieler Woche oder die Bremerhavener Sail soll die „Expo am Meer“ als jährliches Kulturereignis begründet werden. Konken kann sich vorstellen, dass stets im Juli vier Wochen lang einzelne Attraktionen der regionalen Ausstellung ihre Pforten öffnen und die einst triste Marinestadt als idyllischen Urlaubsort aufwerten. Allein im Juni haben 800.000 Besucher mit Speis und Trank für steigende Einnahmen in der 95.000-Einwohner-Stadt gesorgt. In Gas-tronomie und Einzelhandel herrscht deshalb Jubellaune. Selbst Hotels wie das „Valoise“, das vornehmlich als Adresse für Geschäftsreisende gilt, sind an Wochenenden ausgebucht. Als Publikumsmagnet könnte sich auch künftig die Unterwasserstation Oceanis erweisen, die einen intimen Einblick in die Meereswelt 100 Meter unter null gewährt. Die Expo-Stadt hat die Attraktion, die als deutscher Beitrag zur Weltausstellung 1998 in Lissabon zu Würden kam, für weitere zehn Jahre gemietet. Doch auch neue Facetten sollen die Ausstellung bereichern.

Denkbar sei ein großes Hafenfest zum Auftakt, sagt Pressereferent Konken. Die Gedanken der Planer gehen dahin, alle maritimen Einrichtungen kultureller, kommerzieller und wissenschaftlicher Natur unter dem Aushängeschild „Expo am Meer“ zu bündeln – darunter das Marine-Museum, das Senkenberg Institut, den Museumshafen und das Küstenmuseum. „Wir wollen uns selbstbewusst als Seehafenstadt mit eigener Charakteristik präsentieren.“

Damit spricht Konken offenbar vielen Wilhelmshavenern aus der Seele, die nach dem folgenschweren Strukturwandel der 80er Jahre endlich wieder neuen Mut schöpfen. Nach dem Abbau von Streitkräften und dem Konkurs der berühmten Olympia-Werke war die Arbeitslosigkeit in der Stadt auf schockierende 21 Prozent geklettert. „Inzwischen steht uns das Wasser nur noch bis zu den Knöcheln“, ist Michael Konken zuversichtlich. Neue Jobs sind im Call-Center-Bereich entstanden, das alte Olympia-Gelände beherbergt heute ein modernes Technologie-Zentrum, und Pläne für einen neuen Container-Hafen warten auf das Plazet aus Hannover. Außerdem ist die Kommune fast schuldenfrei. Für neue touristische Projekte sieht sich Wilhelmshaven also bestens gerüstet. Michael Hollmann

Vom 7. bis 10 September findet in Wilhelmshaven die „Sail &Steam“ mit 38 Windjammern und 22 alten Dampf- und Motorschiffen statt