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Frosch und Synergie

Hart erkämpftes Jubiläum: Der Kulturpalast Billstedt feiert sein 20-jähriges Bestehen  ■ Von Sven Tietgen

„Wir wollen die bekannteste und beliebteste Einrichtung in Billstedt werden.“ Dieser als Leitsatz formulierte Anspruch aus der Selbstdarstellung des Kulturpalastes ist durchaus Wirklichkeit geworden. Über 50.000 BesucherInnen aller Altersgruppen strömen jährlich in das selbstverwaltete Stadtteilkulturzentrum im ehemaligen Wasserwerk, um sich im Gitarrespielen zu üben, Flamenco zu lernen oder Theater- und Musikveranstaltungen zu besuchen. Dazu sind mehr als 30 Gruppen in dem Gebäude zu Hause, von der Initiative „Linksruck“ über die SängerInnen von Chor-I-Feen bis hin zur Theatergruppe Theater Noster. Susanne Jung, die sich seit gut zehn Jahren um die Veranstaltungen im Wasserwerk kümmert, sagt dazu: „Der Kulturpalast ist im Stadtteil gut verankert, von hier gehen viele Impulse für die kulturelle Arbeit in Billstedt aus.“

20 Jahre ist es her, dass eine Gruppe von BillstedterInnen eine Initiative für ein Stadtteilkulturzentrum gründete. Mit der kämpferischen Losung „Ein Haus für Billstedt/Horn, sonst spürt Ihr unseren Zorn“ verbuchte die Initiative 1986 ihren ersten Erfolg: Am Schiffbeker Weg bezog die Gruppe erstmals eigene Räumlichkeiten, die wegen ihrer großzügigen 70 Quadratmeter Fläche den Namen „Kulturpalast“ erhielt. Ein Jahr später entdeckte die Initiative das leerstehende Wasserwerk im Öjendorfer Weg. Sie startete ihre bereits legendäre „Froschaktion“ – als Frösche verkleidet, meldeten die Initiativenmitglieder ihren Anspruch auf das Gebäude an. Nach jahrelangem Tauziehen mit den Behörden hatten die Frösche ihr Ziel erreicht: Anfang September 1993 öffnete der Kulturpalast im Wasserwerk seine Tore.

Mittlerweile ist das Stadtteilkulturzentrum fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Billstedt. Susanne Jung unterstreicht vor allem die Bedeutung von Projekten, die gemeinsam mit anderen Trägern von Jugend- und Kulturarbeit in Billstedt organisiert werden: „Mit dem Soundhaus, das dem Haus der Jugend angegliedert ist, haben wir ein DJ-Workshop für Jugendliche angeboten. Und mit den Leuten von der Kreuzkirche haben wir ein Musical auf die Bühne gebracht. Bei so einer Zusammenarbeit ergeben sich Synergie-Effekte: Wir teilen uns die Organisation, und wir sparen damit auch Geld.“

Der Kulturpalast ist, wie alle anderen Stadtteilkulturzentren Hamburgs, von den Mitteln aus dem Kulturetat der Hansestadt abhängig. Zwar stagnieren die Zuwendungen der Hansestadt seit 1995 bei rund einer halben Million Mark, dennoch hat der Trägerverein KulturPalast e.V. den Anteil der Eigenfinanzierung innerhalb von sechs Jahren von 12,7 auf gut 40 Prozent erhöhen können. Dazu beigetragen haben eigene Unternehmungen wie die Vermietung von Seminarräumen für Tagungszwecke oder des Veranstaltungsraums für Hochzeiten sowie ein bisschen Sponsoring: Ein ortsansässiger Bauunternehmer beispielsweise fühlt sich mit dem selbstverwalteten Kulturpalast soweit verbunden, dass er seinen Geburtstag dort feiert, und statt Geschenken wird um Spenden für den Trägerverein gebeten.

Seit gestern feiert man nun in Billstedt zwei Wochen lang das 20-jährige Bestehen des Kulturpalas-tes mit einem Programm vom Chor-Festival bis hin zum Bader-Ehnert-Kommando. Und das haben die Initiatoren zu Anfang wohl kaum zu hoffen gewagt.

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