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„Millionenschlamperei“ am Uni-Portal

■ Der neue Zentral-Bereich mit einer gläsernen Halle kostet mehr als 4,4 Millionen Mark mehr als geplant / Grüne machen den Bremer Baubetrieb für das Finanz-Desaster verantwortlich

Der neu gestaltete Zentralbereich der Universität kostet mindes-tens 4,4 Millionen Mark mehr als geplant. Das geht aus einer Sitzungsvorlage der Wissenschaftsdeputation hervor, die sich am Freitag mit dem Thema beschäftigen wird. Da die Gesamtkosten des ISP-Projekts auf rund 21 Millionen Mark „gedeckelt“ sind, fallen nun noch nicht realisierte Teile der Uni-Umgestaltung über die Klippe: Cafeteria und Theaterbereich bleiben wie sie sind, ein „Seecafé“ wird es nicht geben. „Eine Millionenschlamperei“, kritisiert der wissenschaftspolitische Sprecher der grünen Fraktion, Hermann Kuhn.

Für ihn ist vor allem der stadteigene Bremer Baubetrieb (BBB) schuld an dem Desaster: Dieser habe durch eine fehlerhafte und nachlässige Baubegleitung die Mehrkosten verursacht. Schon beim Mensa-Neubau seien drei Millionen Mark zusätzlich fällig gewesen – für Kuhn ein Zeichen dafür, dass der BBB mit den Millionenprojekten an der Uni deutlich überfordert ist. Sogar in einer Stellungnahme der – ebenfalls stadteigenen – BauManagement Bremen heißt es, dass die Projekt- und Kostenkontrolle zwischen den Baubeteiligten „unzureichend“ gewesen seien. Aus Sicht des Grünen Kuhn eine „schallende Ohrfeige“ für den Bremer Baubetrieb, „schließlich ist genau das deren Aufgabe“.

Die größten Probleme hatte offenbar der Bau der neuen Glashalle im Zentralbereich der Universität verursacht: Satte 3,1 Millionen Mark Mehrkosten sind die Folge der „immensen Planungsschwierigkeiten“, von denen in der Deputationsvorlage des Senators für Bildung und Wissenschaft die Rede ist. Dazu sollen noch eine ganze Reihe von Problemen gekommen sein: „unvorhergesehene Überraschungen“ im Baugrund und im Gebäudebestand, nachträgliche Brandschutzauflagen, Abbrucharbeiten, Vermarktungsprobleme bei den geplanten Vermarktungsflächen und noch einiges mehr.

In der Deputationsvorlage werden verschiedene Erklärungen dafür angeboten: Arbeitsüberlastung der Beteiligten, da parallel zu den Bauarbeiten die abgebrannte Mensa wieder aufgebaut werden muss-te. Unzureichende Planungsgrundlagen. Gleichzeitig werden jedoch auch die beauftragten Architekten unter Beschuss genommen: Diese hätten fehlerhaft gearbeitet, was von der „prüfenden Bauverwaltung“ nicht erkannt worden sei.

So argumentiert auch BBB-Geschäftsführer Falko von Strauß und Torney – und schiebt einen Teil der Verantwortung auf die Architekten ab. Diese hätten die neuartige Konstruktion der Glashalle falsch eingeschätzt. Außerdem: Es gebe halt „Innovationsrisiken“, und die müsse die Stadt notfalls übernehmen. Der BBB-Chef hält überdies die 4,4 Millionen Mark Mehrkosten für so gewaltig nicht. „Es gibt Schlimmeres.“ Bauen im „Bestand“ – also innerhalb bestehender Gebäudestrukturen – sei immer ein Wagnis. Architekt Jan Störmer (Hamburg) vertritt indessen die Meinung, dass man schlicht und einfach den ursprünglich geschätzten Kostenrahmen von etwa 24 Millionen erreicht habe – bis die Politik den Preis nach unten gedrückt habe.

Die Deputation soll nun – wenn es nach dem Wissenschaftssenator geht – die „notwendigen Konsequenzen“ ziehen. Wie diese aussehen könnten, wurde gestern nicht verraten. Für den Grünen Kuhn indes ist klar, was passieren muss: Er erwartet, dass das Wissenschaftsressort einen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit mit dem Bremer Bau Betrieb zieht. hase

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