: Schmusekurs der Giganten
Dem geplanten Zusammenschluss der Medienriesen Time Warner und AOL drohen strenge Auflagen der Kartellbehörden. Dennoch wollen alle Seiten den Kompromiss
Monatelang hatte eine ungewöhnliche Koalition aus Musikfirmen, Online-Diensten, dem US-Fernsehsender NBC und ausgewachsenen Medienkonzernen wie Disney Kongressmitglieder, Senatoren und vor allem Berater der Regulierungsbehörden bearbeitet. Teilweise mit Erfolg: Den geplante Zusammenschluss des Medienkonzerns Time Warner mit dem Online-Riesen AOL will die zuständige Federal Trade Commission (FTC) nur mit erheblichen Auflagen genehmigen.
Die Kernbedingungen: Time Warner muss sein Kabelnetz, das rund 20 Prozent der US-Fernsehhaushalte versorgt, für andere Anbieter öffnen. Anders als in Deutschland betreiben die US-Medienkonzerne auch die Kabelnetze, speisen dort in erster Linie eigene Sender ein und können selbst entscheiden, ob sie auch konzernfremde Sender oder Inhalte anbieten. Außerdem erwägt die FTC nach Berichten der Washington Post, die Aktivitäten von AOL im Satellitenbereich zu beschränken.
Internet über Satellit
Konkret gemeint ist damit offenbar die AOL-Beteiligung an der Hughes Electronic Corporation, die mit rund 8,7 Millionen Kunden Marktführer im US-Satelliten-Fernsehmarkt ist. AOL hatte sich erst im Juni 1999 für umgerechnet rund 3,25 Milliarden Mark bei Hughes eingekauft, um mit Hughes den interaktiven Fernsehkanal AOLTV zu entwicklen. Außerdem sicherte sich der Online-Riese so Einfluss auf die kommende Generation von mobilen Internet-Diensten via Satellit. Dennoch: Selbst auf dem jetzigen Stand kontrollieren Time Warner und AOL allein in den USA zusammen rund 40 Prozent aller Internet-Zugänge.
Daher will sich die FTC nicht mit einem unverbindlichen „Memorandum of Understanding“ von AOL-Chef Steve Case und seines Time-Warner-Kollegen Gerald Levin zufriedengeben, in dem diese freien Online- und TV-Zugang für weitere Anbieter garantieren.
Ein Scheitern des Zusammenschlusses ist allerdings nicht zu erwarten, vielmehr scheinen alle Seiten an einem Kompromiss interessiert. Auch bei den heute beginnenden Verhandlungen mit den EU-Kartellwächtern über die Auswirkungen des Verbundes auf Europa und das eigene Verfahren um die geplante Übernahme des Musikkonzerns EMI signalisieren beide Konzerne Kompromissbereitschaft. STG
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