: der redenschreiber
In den USA ein ganz ehrenwerter Beruf
Neidvoll blicken Deutschlands Ghostwriter nach Amerika. Redenschreiber – das ist auf der andere Seite des Atlantiks schon ein ehrenwerter Beruf, seit es die Vereinigten Staaten überhaupt gibt. Schon der erste Präsident George Washington zimmerte seine Sätze nicht selbst – das durfte Thomas Jefferson für ihn übernehmen, der später selbst ins höchste Staatsamt gewählt wurde. Weder Al Gore noch George „Double-U“ Bush macht daraus ein Geheimnis, dass ein ganzes Heer von dienstbaren Geistern an der jeweiligen Nominierungsrede strickte – im Gegenteil: Die Nation verfolgte das Treiben der Redenschreiber wie einen sportlichen Wettstreit.
Die Fundamente für ein solche Lust am Wortspiel werden früh gelegt. Schüler und Studenten in den USA frönen, nicht anders als ihre englischen Altersgenossen, in „Debating Clubs“ schon früh der Lust an der freien Rede. Ein Anfang ist jetzt auch in Deutschland gemacht. In Weimar, wo der Präsident des neuen Berufsverbands eine „Akademie für RedenSchreiben“ betreibt, haben die örtlichen Gymnasien Debattierklubs nach angelsächsischem Vorbild eingerichtet. Etabliert sich in Deutschland eine neue Redekultur, so das Kalkül, dann dürfte auch das Renommee der Redenschreiber steigen.
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