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„Musikdiskurs aufmischen“

■ Vor einer Woche hat in Hamburg das espressiva-Festival begonnen. Dagmar Brunow, Pressesprecherin des Frauenmusikzentrums (fm:z), im taz-Interview

taz hamburg: espressiva ist einerseits ein Netzwerk von Frauen im Musikbusiness, andererseits ein Festival, das vom fm:z organisiert wird. Kannst Du Licht in diese Verstrickungen bringen?

Dagmar Brunow: espressiva ist die Veranstaltungsreihe des Frauenmusikzentrums, die 1998 als Versuch gegründet wurde, eine größere Breitenwirkung zu erzielen. Das fm:z selbst gibt es seit 13 Jahren als Knotenpunkt für Frauen aus der Hamburger Musikszene. Und das Festival wiederum ist der hörbare Ausdruck des Netzwerkes espressiva.

Man könnte also sagen, espressiva ist die Öffentlichkeitsarbeit des fm:z?

Nicht so ganz, denn espressiva und das fm:z haben unterschiedliche Zielrichtungen. Während das fm:z für eine bestimmte Frauenmusikszene existiert, als Ort zum Diskutieren, Musikmachen, Unterrichten usw., soll espressiva den dominanten Musikdiskurs, das Musikgeschehen der Stadt aufmischen. Deswegen finden die Veranstaltungen auch an anderen Orten, nicht nur im fm:z, statt. Es geht uns darum, dass sich die Wahrnehmung von Musikerinnen überall ändert. Immer noch werden sie nicht selbstverständlich so wahrgenommen wie ihre männlichen Kollegen, nämlich einfach als Musikerinnen: Da wird z.B. die Drummerin beim Soundcheck vom männlichen Techniker gefragt, wann denn der Schlagzeuger käme!

Ist es dann nicht ein Widerspruch, dass sich trotzdem Veranstaltungen nur für Frauen im Programm finden?

espressiva repräsentiert das Musikgeschehen dieser Stadt und dazu gehören natürlich auch Veranstaltungen, die nur für Frauen sind. Es ist letztendlich Sache der Bands, zu entscheiden, wo sie spielen wollen.

Wie finanziert sich das Festival?

Seit 1998 wird espressiva vom Förderschwerpunkt der Kulturbehörde „Frauen und Musik“ mitgetragen, der Ende des Jahres ausläuft. Daher werden für die Zukunft Sponsoren gesucht, denn es ist klar, dass espressiva weiter existieren soll. Es wurde schon viel angeschoben bisher, und es gibt großen Bedarf an den Veranstaltungen: Zum einen ist das Interesse innerhalb der Musikbranche groß, z.B. an den Symposien, zum anderen erzielen wir Aufmerksamkeit weit über Hamburg hinaus, bekommen Anfragen von Veranstaltungsorten aus dem Umland, die Musikerinnen des Festivals in Norddeutschland touren zu lassen.

Das gibt doch sicherlich Geldprobleme?

Natürlich, wir kommen mit dem Geld schon jetzt nicht aus: Wir haben für drei Monate einen Etat wie andere Festivals für ein Wochenende. Wir arbeiten alle fünfmal so viel, wie uns bezahlt wird. Gerne würden wir auch noch mehr Bands buchen, aber uns liegt daran, die Leute dann auch anständig zu bezahlen. Deshalb rechnen wir damit, dass mit einer europaweiten Ausdehnung espressiva auch einen größeren finanziellen Spielraum bekommt. Fragen: Karen Schulz

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