: Liebestanz in Gefahr
Eine Bürgerinitiative will die Love Parade aus dem Tiergarten verdrängen und beansprucht die Straße des 17. Juni nun selbst als Aufmarschroute
von NICOLA HOCHKEPPEL
Eine Bürgerinitiative will die Durchführung der Love Parade im Tiergarten im Juli 2001 verhindern. Die Initiative „Rettet den Großen Tiergarten vor der Love Parade“ teilte gestern mit, als erste Gruppe eine Demonstration angemeldet zu haben.
Unter dem Motto „Wir schützen den Tiergarten“ liege bei der Versammlungsbehörde ein Antrag auf eine Genehmigung des Umzugs zwischen S-Bahnhof Tiergarten und Brandenburger Tor vor. Als Termin wurde der 14. Juli angegeben, also jener zweite Samstag im Juli, an dem dort seit 1996 die Love Parade stattfindet.
Es handele sich um den ersten eingegangenen Antrag, bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Die Anmeldung von Demonstrationen sei „zwar grundsätzlich temporär geregelt“. Man müsse aber erst einmal abwarten, bis die Veranstalter der Love Parade ihre Demonstration anmelden. Dann werde es wohl zu einer Einzelfallentscheidung kommen. „Aber das sind ja alles noch ungelegte Eier“, so die Sprecherin.
Michael Ulex, Sprecher der Bürgerinitiative, freut sich dagegen bereits. Es sei „allgemein üblich, dass die zuerst angemeldete Demo von den Berliner Verwaltungsgerichten bevorzugt behandelt“ werde. Gewöhnlich werden Demonstrationen nach dem Zeitpunkt der Anmeldung genehmigt. Ulex verkündet bereits: „Die Strecke der Love Parade ist besetzt.“ Er betont, die Bürgerinitiative sei nicht grundsätzlich gegen die Raver-Veranstaltung. „Allein mit der Streckenführung haben wir ein Problem.“
Doch die Alternativen sind rar. Bezirksbehörden, Polizei und Veranstalter richteten bereits im Vorjahr einen Runden Tisch ein, um die beste Route herauszufinden. Dabei wurden alle möglichen Alternativen wie die Karl-Marx-Allee oder die Strecke entlang der East Side Gallery verworfen. Da es sich bei der Holzmarktstraße um Industriegebiet handelt, käme es zumindest nicht zu massiven Lärmbelästigungen wie im Tiergartener Hansaviertel. Dort wurde bei der letzten Love Parade ein mittlerer Lärmpegel von 80 Dezibel gemessen. Zulässig sind 55 Dezibel.
Wolfgang Hummel, Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie, betonte, die Strecke am 17. Juni sei für auswärtige Besucher hoch attraktiv und leicht zu erreichen. Die Love Parade als „Megaereignis in Europa“ stelle einen gewichtigen Wirtschaftsfaktor für Berlin dar. „Beim Thema Demonstrationen gibt es einen großen Interpretationsspielraum“, sagte Hummel.
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