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Krise heißt auch Entscheidung

von BASCHA MIKA

Krise? Welche Krise? Niemand, der in diesen Tagen einen Blick in die Kochstraße 18 wirft, wird auf Anhieb eine bedrohliche Situation ausmachen. Es wird nicht gejammert, nur mäßig geflucht, und die ironischen Spitzen, mit denen Ressortchef Ingelfinger das Nachrichtengeschehen kommentiert, sind bös wie immer.

Aber die Situation ist bedrohlich. Und wer den Betrieb im taz-Haus kennt, erkennt auch die Zeichen. Hier wird nicht nur mit Leidenschaft die tägliche Zeitung gemacht, hier wird auch leidenschaftlich gekämpft - um die Existenz dieser Zeitung.

Die Finanznöte, die die taz seit ihrer Gründung begleiten, haben sie erneut eingeholt. Und wir reagieren darauf, indem wir unsere Energie und unsere Kreativität bündeln und die Herausforderung annehmen. Es geht um viel.

Krise - der Begriff beschreibt nicht nur eine schwierige Lage; im ursprünglichen Wortsinn bedeutet er auch „Entscheidung“ und „Unterscheidung“. Und nicht zuletzt ist die taz in der Krise, weil sie sich unterscheidet. Von anderen Medien, von anderen Verlagen. Sie ist keine Zeitung mit einem finanzkräftigen Verleger im Rücken, keine, die sich zum großen Teil aus Anzeigen finanziert. Die taz hat ein anderes Selbstverständnis. Politisch und publizistisch. Das Engagement ihrer MitarbeiterInnen spielt dabei die entscheidende Rolle.

Unsere LeserInnen legen großen Wert auf diese Besonderheiten - das hat unsere Leserstudie 2000 ergeben, deren Ergebnisse seit wenigen Tagen vorliegen. So wird die Originalität der taz, das Ungewöhnliche und Überraschende, die guten Einfälle besonders geschätzt. Es ist ein Markenzeichen der taz und macht sie unverwechselbar mit anderen Blättern.

Auch die Beurteilung unserer Blattreform ist ein Ansporn. Seit März macht die taz ein neues redaktionelles Angebot: Täglich gibt es drei bis fünf Schwerpunktthemen, eine doppelte Meinungsseite , prägnante Berichterstattung auf den Ressortseiten und einen klar strukturierten Nachrichtenüberblick.

Hervorragend!, urteilen die LeserInnen. In der Umfrage bewerten 88 Prozent die neue Gliederung des redaktionellen Angebots als „sehr positiv und positiv“. Der Idee der Schwerpunktseiten stimmen sogar 92 Prozent zu. Dabei betonen die Befragten, dass sie nicht nur die Inhalte der Seiten schätzen, sondern auch das besondere Konzept. Dieses Konzept ist einmalig in der deutschen Presselandschaft.

Hier - wie schon oft in ihrer Geschichte - ist die taz Vorreiterin bei neuen Ideen. Das jüngste Beispiel ist die seit Donnerstag erscheinende taz-Beilage Perșembe: eine zweisprachige Wochenzeitung in Türkisch und Deutsch, die den hier lebenden MigrantInnen eine neue eigene Stimme geben will.

Die Weiterentwicklung der Blattreform haben wir dabei nicht aus den Augen verloren. Wir suchten Antworten auf die Frage, wie sich das neue Konzept noch besser machen und ausbauen lässt. Auf die drängendsten politischen Themen haben wir auf taz-eigene Art reagiert: Mit der vor einigen Wochen gestarteten Initiative „Z steht für Zivilcourage“ wollen wir die Zivilgesellschaft stärken und all diejenigen miteinander vernetzen, die Verantwortung für ein tolerantes Zusammenleben übernehmen. Mit der Ökostromkampagne, die unsere LeserInnen zum Umsteigen auf saubere Energie auffordert, dokumentieren wir, dass nur die Politiker glauben, der „Atomausstieg“ sei bereits abgehakt.

Keine dieser Kampagnen sollte unsere letzte sein. Und auch die Zeitung haben wir weiterentwickelt. Eigentlich wollten wir Ihnen in diesem Herbst eine Reihe neuer Ideen und Pläne für die Zukunft der taz präsentieren - doch der Prozess wurde jäh gestoppt. Fragen der Ökonomie, der schieren Existenz der taz, müssen nun vor allen anderen beantwortet werden.

Wieso steckt die taz denn immer wieder in der Krise, wenn sie tatsächlich so viele gute Ideen hat? Die Frage ist berechtigt - und die Gründe für die Finanzmisere vielfältig (wie Ihnen unser Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch auf der nebenstehenden Seite erläutert).

Aber eins ist dabei von entscheidender Bedeutung: Wir sind eine Zeitung, die von ihren LeserInnen lebt. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass das kein Geburtsfehler ist. Wir betrachten es als eine der Qualitäten, die die taz von allen anderen unterscheidet. Abhängig sind wir nur von Ihnen - unseren AbonnentInnen, GenossInnen und LeserInnen.

Deshalb bestärkt und ermutigt es uns, dass Sie der taz oft ein gutes, manchmal sogar ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Aber wir brauchen mehr: weitere AbonnentInnen, neue LeserInnen, Freunde der taz, die wir überzeugen können.

Helfen Sie uns dabei! Krise heißt auch Entscheidung - Entscheidung zum Engagement für die taz.

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