: Schwesternhochzeit
Nach ruinösem Preiskampf schließen sich die Verlage von „Profil“ und „Format“ zusammen. Und Österreich hat eine neuen Medienkonzern
aus Wien RALF LEONHARD
Zwei Jahre ruinöser Preiskampf waren genug: Format und Profil, Österreichs führende Politmagazine, erscheinen ab sofort in einem gemeinsamen Verlag. Und mit im Boot sitzen wie immer die großen Brüder von jenseits der Alpen: Durch die Fusion der Verlagsgruppe News mit der Zeitschriften-Verlagsbeteiligungs AG (ZVB) ziehen die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr und die Essener WAZ-Gruppe an einem Strang.
Für österreichische Verhältnisse ist das so geschaffene Unternehmen ein veritabler Medienkonzern: Zur Verlagsgruppe News gehören neben dem gleichnamigen Boulevardmagazin und Format auch die Fernsehzeitschrift TV-Media und ein Computer-Magazin, die ZVB gibt neben Profil unter anderem noch das Wirtschaftsmagazin Trend heraus. Mit hohem finanziellem Aufwand waren Profil und Format noch unlängst auf dem Werbepfad gegeneinander: Vor ein paar Monaten gab’s zur Verlängerung des Profil-Abos ein Handy dazu, auch wer sein Format-Abo für ein Jahr vorauszahlte, wurde mit einem Mobiltelefon zwangsbeglückt. Neuleser konnten die Magazine per Werbegutschein für zehn oder sogar nur fünf Schilling kaufen, obwohl eine nomale Tageszeitung bis zu 15 Schilling kostet. Umgerechnet 57 Millionen Mark soll der Werbefeldzug allein die News-Gruppe gekostet, ZVB noch einmal halb so viel aufgewendet haben.
Jetzt soll Schluss mit Dumping-Preisen sein: „Weiterhin werden natürlich beide Magazine um den Leser buhlen, aber es wird keine Marketingschlacht mehr geben“, versichert Format-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Profil hatte 1970 als kritisches Magazin die österreichische Presselandschaft revolutioniert. Frech und weniger uniform als das große Vorbild aus Hamburg konnte es schnell eine treue Leserschaft gewinnen. Damals noch nicht so alte Altachtundsechziger in der Redaktion sorgten für ein respektabel-intellektuelles Niveau.
Doch die hohen Ansprüche wurden schon spürbar heruntergeschraubt, als Anfang der 90er Jahre News auftauchte: Dick wie der Spiegel, bunt wie Focus und mit Frauenfleisch garniert wie der Stern. Mit 1,3 Millionen Lesern ist das Boulevardmagazin heute die Nummer 1 unter den Wochenzeitschriften, der Erfolg ermutigte die Brüder Wolfgang und Helmut Fellner 1998 zur Neugründung mit seriöserem Anstrich: Format war geboren.
Bekannte Journalisten wurden mit Traumgagen von anderen Medien abgeworben, das fetzige Layout des Newcomers veranlasste bald auch die Profil, seine Aufmachung den neuen Zeiten anzupassen. Inhaltlich sind die beiden Konkurrentinnen ohenhin oft nur schwer zu unterscheiden. Häufig ähneln sich sogar die Aufmacher, zumal beide Magazine im politischen Mainstream schwimmen. Immerhin: Format macht vielleicht etwas deutlicher Opposition gegen Jörg Haiders FPÖ.
Politisch ist die Elefantenhochzeit ein Sieg der Fellner-Brüder. Denn die ZVB trat ihrer News-Gruppe bei, bekommt aber nur 30 Prozent der Anteile, die restlichen teilen sich die Fellners mit Gruner+Jahr.
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