Ab ins Faulenquartier? Radio Bremen denkt über Umzug nach

■ Wozu zwei Kantinen, zwei Pförtner und zwei Gebäude? Intendant Heinz Glässgen stellt die Standortfrage

Der öffentlich-rechtliche Heimatsender Radio Bremen (RB) denkt immer lauter über eine Zusammenlegung der Hörfunk- und Fernsehsparte sowie über einen Umzug nach. „Ich prüfe, ob es zu den beiden Standorten Alternativen gibt“, sagte RB-Intendant Heinz Glässgen auf Anfrage. Zurzeit unterhält der kleinste ARD-Sender zwei Gebäudekomplexe: die Fernsehstudios in Bremen-Os terholz und das labyrinthische Haus für den Rundfunk an der Bürgermeister-Spitta-Allee in der Vahr.

Wie berichtet, muss Radio Bremen nach der Kürzung des ARD-Finanzausgleichs durch die Minis-terpräsidenten in den nächsten fünf Jahren rund 50 Millionen Mark beziehungsweise mehr als ein Viertel seines Etats einsparen oder auf andere Weise erwirtschaften. Trotz dieser schweren Aufgabe blickt Glässgen auch auf die Zeit danach. Anlass ist die fortschreitende Digitalisierung der Rundfunk- und Fernsehtechnik. Vor der Entscheidung über Investitionen in neue Anlagen stellt sich da automatisch die Standortfrage. Auch die doppelte Infrastruktur mit zwei Kantinen, zwei Pförtnerdiensten und anderen zweifachen Abteilungen sorgen dafür, dass die PlanerInnen im Sender die roten Bleistifte spitzen.

Nach Glässgens Angaben sind Antworten auf die Standortfrage völlig offen. Zwar hat er sich in der Stadt umgesehen und kann sich im Planspiel auch eine stärkere Präsenz des Senders in Zentrumsnähe, möglicherweise im Faulenquartier, vorstellen. Doch genauso gut könnte eine Zusammenlegung der beiden Sparten in der Vahr oder in Osterholz in Frage kommen. Mit Blick auf neue Medien und eine mögliche Zusammenarbeit mit Multimedia-Unternehmen hätte die Vahr dabei schlechtere Karten, weil das Gelände mit Radio und Fernsehen voll wäre. In Osterholz gibt es zwar mehr Platz, doch gilt der Standort unter Multimedia-Start-ups als unattraktiv und abgelegen.

Ein Projekt spielt in Glässgens Überlegungen zurzeit keine Rolle: Auf den Plänen für ein Medienkompetenzzentrum in Osterholz, die Bremer MedienpolitikerInnen nach Glässgens Amtsantritt im letzten Jahr aus der Schublade geholt hatten, hat sich offenbar wieder Staub angesammelt. Als viel zu vage kommt das Nachdenken über das Projekt offenbar im Sender an. Dagegen werden Glässgens Stadtrundgänge in Senatskreisen sehr aufmerksam registriert.

Nach Angaben des Intendanten kann es auch sein, dass sich in der Standortfrage überhaupt nichts ändert. Doch seine jüngsten Personalentscheidungen sprechen dagegen. Die seit zwei Wochen amtierende neue Programmchefin Claudia Schreiner ist Direktorin für Hörfunk und Fernsehen. Und der neue Betriebsdirektor Heiko Block gilt in Sachen Digitalisierung und der bimedialen Zusammenarbeit von Rundfunk und Fernsehen als ausgewiesener Experte. ck