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Tschüs! Euer Rolf

„Du bist mit ihm im Theater gewesen / ich hab dir nur Fix & Foxi vorgelesen“, das fiel der Band Die Ärzte zu Rolf Kauka ein. Da waren seine bekanntesten Helden schon altmodisch geworden. Mittwoch starb der Comiczeichner 83-jährig

Die Internetseite des Rolf-Kauka-Fix & Foxi-Clubs (RKFFC) trägt Trauer. Rolf Kauka, der Erfinder von Fix und Foxi, Lupo, Pauli und auch Bussi Bär, der Vater von Wastl, dem „starken Mann mit dem goldenen Herzen“, ist tot. Am Mittwoch verstarb der gebürtige Sachse im Alter von 83 Jahren auf seiner Plantage in Thomasville im US-Staat Georgia.

Mit „deutschen Comics für deutsche Kinder“ hatte Kauka, der sich in jedem Heft als „euer Rolf“ an seine „lieben Freunde“ wandte, die Kindheit mehrerer westdeutscher Nachkriegsgenerationen begleitet. 1952 erblickten Fix und Foxi, zwei schlaue, halbhalbstarke Füchse mit schicker Haartolle, die an Donald Ducks Neffen angelehnt waren, das Licht der Welt in Kaukas Heftreihe Eulenspiegel. Auch die anderen Figuren des Kaukasischen Universums hatten ihre Vorbilder bei Walt Disney und anderen amerikanischen Zeichnern. Lupo war der westdeutsche Goofy; Professor Knox, der Erfinder, trug Persönlichkeitsanteile von Daniel Düsentrieb in sich, Onkel Fax war Onkel Dagobert; und mein Lieblingskinderheld, der viel zu früh vergessene knallgelbe Wastl mit seinem kleinen Gehilfen Ricki und dem tollen atombetriebenen Motorrad Brumsi, war eine Variation von Batman mit bayerisch-gemütlichen Superman-Anklängen. Bei allen amerikanischen Anleihen war der ehemalige Berufsoffizier stets um Sauberkeit und Anstand bemüht. Seinen niedlichen Maulwurf Pauli entwickelte er, „um den Supermännern und Fabelwesen etwas entgegenzusetzen; einen Charakter, der mit unseren jungen Lesern in einer heilen Welt lebt“.

In den von ihm herausgegebenen Heften mit den schönen Namen – „Fix und Foxi Super Tip Top“ (1967 bis 1970) erschienen zunächst auch die Abenteuer von „Asterix & Obelix“, „Lucky Luke“, „Gaston“ und anderen, nicht immer in unproblematischer Weise: Seine recht freien Adaptionen trugen Kauka den Vorwurf ein, faschistoid zu sein. Die germanisierten Asterix und Obelix hießen bei ihm „Siggi und Babarras“. Aus „Asterix und die Goten“ wurde „Siggi und die Ostgoten“, und die „unbeugsamen Gallier“ verwandelten sich in besetzte Germanen, die „den Gedanken an die Wiedervereinigung mit den Brüdern und Schwestern im übrigen Germanien“ längst „unter der Donar-Eiche begraben“ hatten; nicht unüberraschend, dass Albert Uderzo und René Goscinny die Lizenzvergabe an Kauka aufkündigten, und äußerst dreist, dass Kauka mit seiner – erfolgsarmen – Serie „Fritze Blitz und Dunnerkiel“ antwortete. Schwamm drüber.

Wehmütig in Erinnerung bleiben dagegen Fix und Foxi, deren Hefte Anfang der Siebzigerjahre eine Auflage von 400.000 Stück hatten. Der Rest ist schnell erzählt: 1973 verkaufte Kauka seinen Verlag, behielt aber Mitspracherecht an der Gestaltung seiner Figuren. 1975 gründete er die Kauka-Comic-Akademie, eine Schule für Comicautoren. Danach zog er sich auf seine Plantage zurück. 1984 widmete die Band Die Ärzte den mittlerweile doch schon recht altmodisch gewordenen Kinderhelden eine Songzeile: „Du bist mit ihm im Theater gewesen / ich hab dir nur Fix & Foxi vorgelesen“. 1994 wurde Fix & Foxi auch deshalb eingestellt, weil Kauka über ein Madonna-Faltblatt im Heft sehr erzürnt war. Eine Neuauflage im moderneren Gewand scheiterte im Frühling dieses Jahres nach zwei Ausgaben. Dafür wurden ein paar Fix & Foxi-Folgen für den Kinderkanal gedreht.

Auf der Kondolenzliste der Homepage verabschieden sich die Fans von Rolf Kauka: „Ich hoffe, dass sein Werk nie in Vergessenheit gerät. Fix und Foxi begleiteten mich schon mein Leben lang und sind auch so ein Teil von mir, und das ist nicht nur bei mir so.“ Oder es steht dort: „Wohl wissend, dass Rolf Kauka nicht mehr der Jüngste sein konnte, wollte ich es doch nicht wahrhaben (die 70er waren doch grad erst, oder . . .?).“ Oder auch einfach nur: „Tut mir Leid.“

DETLEF KUHLBRODT

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