die wirrsten grafiken der welt (22): oszillation paradox
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Kultur ist, wenn Frauke Ludowig den Bericht über ein TV-Starlet anmoderiert, das einen TV-Schauspieler mit einem anderen TV-Fuzzi hintergangen hat, oder wenn Durs Grünbein kryptische Schnörkel zur Diskussion um die Rechtschreibreform beiträgt. Aber Kultur oszilliert auch irgendwie, besonders in paradoxen Phasen. Das haben bereits 1996 Matthias Horx und Peter Wippermann vom Hamburger „Trendbüro“ herausgefunden und den Sachverhalt in einer Grafik veranschaulicht. Da purzelt ein „neues Umwelt-Paradigma“ auf den knopfartigen Kulminationspunkt, wo die „Erlebnis-Gesellschaft“ in reinen „Hedonismus“ übergeht und sich darunter ein Hängebauch namens „Eklektizismus“ bildet, dessen untere Schwarte zunächst noch „Soft-Individualismus“ heißt, dann jedoch steil emporfährt und sich in das Phänomen der „Sinn-Gesellschaft“ verwandelt. Das kommt dabei heraus, wenn ehrgeizige Trendforscher kernphysikalischen Tafelbildern etwas Ebenbürtiges entgegensetzen wollen: Schwachsinn in Reinkultur. „Man glaubt, das gibt es nicht, und dann gibt das das doch“ (Teddy Hecht). GERHARD HENSCHEL