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Auf Du und Du mit der Kulturpolitik

Das als „Tanzherbst“ bekannt gewordene und im letzten Jahr zu „Tanz Bremen“ umbenannte internationale Bremer Tanzfestival steht vor dem Aus. Auf ihrer gestrigen Sitzung lehnte die Kulturdeputation einen kurzfristig eingereichten Antrag der Festivalmacher auf Bezuschussung ab. Damit fehlen im Etat des für März 2001 geplanten Festivals 226.000 Mark. Der Antrag bei der Kulturdeputation war nötig geworden, weil der seit mehreren Jahren größte Zuschussgeber „Bremen Marketing Gesellschaft“ (BMG) kürzlich sein Engagement eingestellt hatte. Begründung: BMG-Mittel dienten der Anschubfinanzierung, nicht aber der dauerhaften Förderung einer Institution.

Gelingt es der Festivalleitung nun innerhalb der nächsten Woche nicht, Sponsoren zu finden, muss die Veranstaltung abgesagt werden. In dem Fall bliebe der als Ausrichter fungierende Verein „Tanz Bremen“ auf einem Schuldenberg von 50.000 Mark sitzen. So viel Geld hat nach Auskunft von Tanz-Bremen-Geschäftsführer Honne Dohrmann die Festivalvorbereitung bereits gekostet.

Ob das renommierte Festival überhaupt noch einmal stattfinden kann, ist momentan noch offen. Nach Angaben der Kulturdeputationssprecherin Carmen Emigholz (SPD) soll geprüft werden, ob das Festival künftig so unterstützt wird, dass es ab 2002 in einem Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführt werden kann.

Laut Emigholz ist die akute Finanznot des Festivals allerdings weitgehend ein hausgemachtes Problem. Schon früh habe die Deputation die Festivalmacher um die Vorlage eines ausgearbeiteten Finanzierungskonzepts gebeten. Das wurde versäumt, und eine spontane Hilfe in der benötigten Höhe sei angesichts des knappen Kulturetats nicht mehr möglich gewesen.

Honne Dohrmann hingegen hält diesen Vorwurf für „empörend“. „Wir haben unsere Hausaufgaben immer gemacht. Was fehlt, ist der kulturpolitische Wille, das Festival am Leben zu halten“. Sollte „Tanz Bremen“ von der Bildfläche verschwinden, wäre das ein herber Schlag für die traditionsreiche Bremer Tanzszene, erklärte Dohrmann.

Neben der Entscheidung zum Tanzfestival hat die Kulturdeputation auf ihrer gestrigen Sitzung weitere Weichenstellungen vorgenommen. So wurde der Bau des „Kunstzentrums Buntentor“ beschlossen, das ab 2002 am Buntentorsteinweg eine neue Heimstätte für das Junge Theater, die Musiker Initiative Bremen und den Verein Quartier werden soll.

Die Baumaßnahmen sollendrei Millionen Mark kosten, die im Wesentlichen aus Mitteln der Städtebauförderung und der Stiftung Wohnliche Stadt finanziert werden. Entgegen der ursprünglichen Planung wird das Kunstzentrum keinen hauptamtlichen Geschäftsführer bekommen. Stattdessen haben sich die beteiligten Gruppen nach Auskunft des Kulturressortsprechers Hartmut Spiesecke darauf geeinigt, einen Verein zu gründen, der die Beschlüsse für das Zentrum basisdemokratisch fasst.

Der in die Krise geratenen Ausbildungsstätte Trompetenakademie wurde schließlich der Zuschuss von 150.000 Mark gestrichen, den sie bislang für die Ausrichtung des extrem defizitären Festivals „Trompetentage“ erhalten hat. Ob die Trompeterausbildung weiter unterstützt wird, hängt jetzt davon ab, ob das Bildungsressort dafür aufkommen will. zott

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