: SOS für Bruno Tesch
■ Appell an Senatorin: Gesamtschule im Problemqaurtier Altona-Altstadt soll bleiben
Die Bruno-Tesch-Gesamtschule in der Altonaer Altstadt soll erhalten bleiben, obwohl sie nicht genügend Schüler hat. Das hat gestern ein Bündnis aus Eltern, Pädagogen und Stadtteilinitiativen gefordert. Die Schule stabilisiere ein problematisches Quartier und rechtfertige daher eine Ausnahme vom Schulgesetz.
Dort ist festgelegt, dass die Mittelstufe einer integrierten Gesamtschule pro Jahrgang mindestens drei Klassen füllen muss – was der Bruno-Tesch-Gesamtschule in diesem Jahr zum zweiten Mal hintereinander nicht gelungen ist. Die Schulkonferenz hatte Schulsenatorin Ute Pape (SPD) deshalb gebeten, beim Senat eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen, die es der Schule erlauben würde, dauerhaft nur zwei fünfte Klassen einzurichten. Pape lehnte ab. Die Unverzichtbarkeit der Bruno-Tesch-Gesamtschule für den Stadtteil lasse sich nicht begründen.
Der Rechtsanwalt Rainer Utikal glaubt, dass die Schulbehörde mit dieser Argumentation ihre Handlungsmöglichkeit unterschätzt. Ausnahmen seien auch möglich, um die Stadtteile gleichmäßig mit allen Schulformen zu versorgen. Nur so lasse sich verhindern, dass der Standort der verschiedenen Schulen zum Kriterium für die Wahl der Schulform werde.
Gerade in der Altonaer Altstadt gebe es viele Eltern, die ihre Kinder im eigenen Viertel zur Schule gehen lassen wollten. Fehle die Gesamtschule, würden viele ihren Nachwuchs auf eine Haupt- und Realschule schicken, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie deren Bildungschancen möglicherweise beeeinträchtigten.
Dazu kommt nach Ansicht des Stadtentwicklers Rolf-Dieter Uetzmann, dass Altona-Altstadt als sozialer Brennpunkt nicht auf das Nachmittagsangebot der Bruno-Tesch-Gesamtschule verzichten könne. Sie sei „fast die einzige Einrichtung, die sich langfristig mit den Jugendlichen im Stadtteil beschäftigt“. Weil Jugendliche sich in Revieren bewegten, könnten andere Schulen dieses Angebot nicht ersetzen.
Die Ausländerbeauftragte des Senats, Ursula Neumann, lobte die Multikulturalität der Tesch-Schule. Michael Rieger von der Grundschule in der benachbarten Chemnitzstraße wies darauf hin, dass die Integration potentieller Sonderschüler in normale Klassen, wie sie an seiner Schule betrieben werde, nur an der Tesch-Gesamtschule fortgesetzt werde.
Trotzdem hat die Schule ein Akzeptanz-Problem. Die Schülerzahlen wachsen, aber die Kinder werden auf andere Gesamtschulen geschickt. Die Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder mit bestimmten Jugendlichen zusammen kämen, sagt Uetzmann. Dieses Problem könne die Tesch-Schule nicht alleine lösen. Gernot Knödler
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