: Embargo: Ein tödlicher Denkzettel
betr.: „Warten auf Speiseöl und Zucker“, taz vom 15. 9. 00
Das Wirtschaftsembargo, verhängt zur „Schwächung des Milošević-Regimes“, greift. Rund die Hälfte der jugoslawischen PatientInnen besorgen sich nötige Medikamente privat, überteuert und in höchst zweifelhafter Qualität. Durch die Sanktionen blüht der Schwarzmarkt. Speiseöl, Zucker, Benzin – Güter, die für Normalverdienende unerschwinglich geworden sind. Millionen Menschen durch Krieg und Embargo zu isolieren, sie ohne medizinische Grundversorgung und Zugang zu lebenswichtigen Gütern zu lassen – ein tödlicher Denkzettel für die „Unmenschlichkeit“ eines politischen Systems.
Nun läuft der letzte Versuch zur „Demokratisierung“ Jugoslawiens an: Koštunica, seines Zeichens Monarchist, das Licht im Dunkel des Tunnels der Antidemokratie. Was würde sich ändern, wenn Koštunica die Wahl gewänne? Frau Nada wählt ihn, weil sie es leid ist, in der Schlange zu stehen. Das klingt wenig überzeugt von den demokratischen Qualitäten des Mannes.
Allzu abwegig wäre eine Wiederwahl des amtierenden Präsidenten nicht. Nicht selten gegen die eigene Überzeugung wird er gewählt werden, um innerhalb Jugoslawiens noch ein bisschen Eigenständigkeit zu wahren und sich nicht ganz und gar der westlichen Hegemonie, politisch wie wirtschaftlich, beugen zu müssen.
Tatsächlich werden die Sanktionen gegen Jugoslawien „nur“ so lange Bestand haben, bis die betroffene Bevölkerung Milošević abwählt, wenn sie richtig, d. h. dem Westen genehm wählt. Tut sie es nicht, wird sie das Embargo erschlagen (siehe Irak).
Sämtliche schon an den Bombardements beteiligten Nato-Staaten wie auch Koštunica selbst haben präventiv schon den Vorwurf der Wahlmanipulation erhoben. Die ersten Einheiten westlicher Militärs haben vor einigen Tagen auf Stützpunkten Bulgariens Stellung bezogen. SONJA VOGEL, Schülerin aus Darmstadt
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