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Heute wollen 20.000 Menschen die Prager Innenstadt blockieren. Veranstalter versprechen friedliche Demo

BERLIN taz ■ Bis gestern Mittag sind erst wenige tausend Demonstranten in Prag eingetroffen, um heute die Jahrestagung von IWF und Weltbank in der tschechischen Hauptstadt zu blockieren. Die „Initiative gegen ökonomische Globalisierung“ (Inpeg), die die Aktionen der Globalisierungsgegner koordiniert, sprach gestern bei einer Pressekonferenz von bisher 3.000 bis 4.000 eingetroffenen Aktivisten. Inpeg gehe davon aus, dass heute bis zu 20.000 Menschen demonstrieren werden, sagte Sprecherin Chelsea Mozen. Der tschechische Innenminister Stanislav Gross erwartet insgesamt nur 10.000 Demonstranten. Aber auch diese Zahl wäre für Inpeg nach eigenen Angaben schon ein Erfolg.

Am frühen Montagmorgen war in Prag ein Sonderzug aus Italien eingetroffen, der zuvor 19 Stunden an der österreichisch-tschechischen Grenze festgesessen hatte. Laut Inpeg waren tausend italienische Aktivisten im Zug, die tschechischen Behörden wollen nur 520 gezählt haben. Zunächst hätten die Behörden siebzehn Personen die Einreise nach Tschechien verweigert, davon „fünf unerwünschten Personen“. Darauf hätten alle Reisenden die Weiterfahrt verweigert und noch am Sonntag den italienischen Botschafter aus Prag an die Grenze geholt. Für vier Personen konnte aber auch er keine Einreise erwirken. Inzwischen haben die meisten Demonstranten im Strahov-Stadion Quartier bezogen. Anstelle der erwarteten 15.000 Aktivisten haben sich bis Montag erst knapp 1.000 Demonstranten in der Zeltstadt eingerichtet.

Für den heutigen „internationalen Aktionstag“ ruft Inpeg um 9 Uhr auf dem Namesti Miru (Friedensplatz) zu einer Kundgebung auf. Um 11 Uhr wollen die Demonstranten in Richtung Kongresszentrum marschieren, in dem die Tagung von IWF und Weltbank heute nach einwöchigen Vorgesprächen beginnt.

Dieser Marsch ist im Gegensatz zur Kundgebung nicht genehmigt. Um 13 Uhr soll das Kongresszentrum durch „massive gewaltfreie direkte Aktion“ blockiert werden, kündigt Inpeg-Sprecherin Mozen an.

Begleitet werden sollen die Prager Proteste von Aktionen gegen Globalisierung in mehr als 40 Staaten. Laut Mozen sind in den USA Aktionen in 59 Städten geplant. Die Inpeg-Sprecherin betonte, dass sie nur gewaltfreie Aktionen planten. Ihren Erfahrungen nach gehe die Gewalt von der Polizei aus. Die Polizei hat sich schon vor Tagen in kleinen Gruppen über das Stadtzentrum verteilt und bewacht besonders die Filialen amerikanischer Imbissketten. Ein Polizeisprecher sagte, durch die hohe Polizeipräsenz sei die Straßenkriminalität um 33 Prozent gesunken.

Die Demos der letzten Tage verliefen trotz der zuvor von den Behörden und einigen Medien geschürten Gewalthysterie und der militanten Rhetorik mancher Demonstranten erstaunlich friedlich. Bei dem von Inpeg organisierten Protestmarsch am späten Sonntagnachmittag mit 2.000 Teilnehmern gab es keinerlei Zwischenfälle. Die Polizei begleitete zwar den Zug. Doch die Polizisten trugen keine Kampfanzüge oder Helme und Schilde und verzichteten auch darauf, vermummte Demonstranten zu belästigen. Diese ihrerseits verschonten am Straßenrand geparkte Nobelkarossen Stuttgarter Provenienz mit Kratzern oder Farbspray und ließen auch Banken in Ruhe. Gestern gab es eine erste spektakuläre Aktion von Demonstranten, die sich mit Bergsteigerausrüstung an die Autobahnbrücke hängten, die zum Tagungsort führt. Die Brücke musste gesperrt werden. SVEN HANSEN

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