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Fenster mit Herr

Die Hamburger Glaser-Innung verschenkt zum 625. Geburtstag ihren Ladenhüter  ■ Von Timm Christmann

Haben Sie noch einen Platz in ihrer Kathedrale? Wenn ja, dann können Sie spontan eine gute Tat vollbringen. Die Hamburger Glaser-Innung sucht für Christus ein „angemessenes und sicheres Zuhause.“ Die Glaser wollen ihn sogar verschenken. Bei einem Wert von rund 250.000 Mark ist der Heiland ein wahres Schnäppchen.

Ein weiterer Vorteil: Er ist belastbar. Fast zwanzig Jahre sperrte man seine Einzelteile in düstere Holzkisten – vergessen und verschmäht. Kein Wunder, denn der Herr ist nicht gerade pflegeleicht. Fünf Meter misst er im Durchmesser, denn er ist eine Buntglasrosette. Der zukünftige Besitzer sollte also Freude am Fensterputzen haben.

Sein voller Name lautet „Chris-tus nach der Auferstehung“, doch auf die wartet das obdachlose Kirchenfenster seit 1975 vergeblich. Damals wurde es in den Katakomben des Michel entdeckt. Liebevoll kümmerten sich Glaser-Lehrlinge um seine Wunden und restaurierten die gesprungenen Scheiben. Kirchenhistoriker und Staatsarchivare nahmen sich seines Schicksals an. Doch die Herkunft der Rosette blieb bis heute unentdeckt und sie selbst mithin verwaist. Denn niemand wollte „Christus“ haben.

Doch zu ihrem 625. Geburtstag startet die Glaser-Innung nun eine Aktion für das Christ- und Sorgenkind. 2000 Jahre nach Christi Geburt soll sein „geheimnisvolles“ Abbild endlich wieder hängen. Nicht am Kreuz, sondern bei jemandem, der es „repräsentativ ausstellen kann.“ Noch drei Wochen wird das Waisenfenster in der Handwerkskammer zu besichtigen sein.

Und keine Sorge, die guten Glaser passen die Rosette gratis ins neue Zuhause ein.

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