Zwinger ohne Perspektive

Neue Kampfhunde-Halle in Harburg in Betrieb genommen  ■ Von Kai von Appen

Als Manuela Woggon gestern bei der Inbetriebnahme der neuen Hamburger Hundehalle einige ihrer Schützlinge wieder sieht, sind die Tiere vor Freude außer Rand und Band. Schwanzwedelnd lecken sie ihre Hände. „Basti ist sehr lieb“, erzählt Woggon, die bis vor kurzem als Tierpflegerin in der Übergangsaufnahmestelle für Kampfhunde im UKE tätig war. Ihr Onkel wollte Basti in Obhut nehmen. Doch angeblich fiel der American Staf-fordshire beim behördlichen Wesenstest durch. Ihn erwarten acht Quadratmeter Zwinger ohne Auslauf – oder die Todesspritze.

Die 1,9 Millionen Mark teure Hundehalle am Harburger Seehafen ist die neue Auffangstation der Stadt, so Norbert Lettau vom Gesundheitsamt, „um konsequent die neue Hundeverordnung umzusetzen“. Die Halle wird von einem privaten Betreiber und dem Tierheim Süderstraße betreut. 75 Zwinger unfasst die erste Ausbaustufe, in der zurzeit 65 Hunde untergebracht sind, weitere 150 Zwinger kommen im Oktober dazu.

In dem Lager werden sogenannte Kampfhunde der „Kategorie I“ – Rassen wie Pittbull, Bullterrier, Staffordshireterrier – untergebracht: Kampfhunde, die unzuverlässigen Haltern weggenommen oder auf der Straße aufgelesen wurden oder die durch Beißverhalten aufgefallen sind. „Wir wollten Hamburg nicht die Tiere überlassen wie ein Stück Ware, ohne eine Kontrollmöglichkeit zu haben“, verteidigt Tierheimchef Wolfgang Poggendorf die Kooperation. Anfangs hatte Poggendorf eine Unterstützung bei der Umsetzung der Hundeverordnung strikt abgelehnt, weil er nicht an Tiermord beteiligt sein wollte.

Nun sieht er die Sache anders: Schließlich seien dies verhaltens- und psychisch gestörte Tiere von Menschen, die „selbst psychische Probleme“ hätten. „Viele Tiere haben frischen Narben", so Poggen-dorf. „Hunde, die von ihren Haltern geliebt werden, bekommen wir derzeit nicht, weil die von ihren Haltern versteckt werden.“

120 Tiere sind bislang aufgefunden worden. 40 bis 50 Tage sollen die Tiere beobachtet werden und dann im Tierheim einem „Aggressions- und Wesenstest“ unterzogen.werden. Und dann? Keiner mag es aussprechen. Lettau: „Wenn der Hund keine Perspektive mehr hat, weil er nicht weiter vermittelt werden kann ...“ Offiziell sind bislang sieben „Hunde ohne Perspektive“ eingeschläfert worden. Poggendorf hält dagegen, dass vom Tierheim 30 Hunde außerhalb Hamburgs vermittelt werden konnten.

„Das Schlimmste ist, dass die Tiere keinen Auslauf haben“, beklagt Poggendorf-Kritikerin Manuela Woggon. Und die Mitglieder der „Interessengemeinschaft Hundefreunde“, die am Samstag vor dem Rathaus (14 Uhr) gegen die Hundeverordnung demonstrieren wollen, scheuen keinen Vergleich: „Damit ist die Funktion der Harburger Halle als Vernichtungslager für Tiere offensichtlich.“