Spätere Heirat erwünscht

■ Stadt Hamburg soll angeschlagener BKK 30 Millionen Mark Mitgift geben

Betriebskrankenkasse mit in die Jahre gekommenen Mitglieder sucht möglichst jungen und gut situierten Partner, spätere Heirat ausdrücklich erwünscht. Chiffre: Sanierung. Die angeschlagene Betriebskrankenkasse der Stadt Hamburg ist wieder auf Partnersuche, nachdem die BKK Securvita ihr einen Korb gegeben hat.

Fest steht: Die BKK Stadt Hamburg hat 100 Millionen Mark Schulden und schon jetzt einen Beitragssatz von 15,3 Prozent. Sie hat außerdem strukturelle Probleme: Ihre Versicherten arbeiten im öffentlichen Dienst, und der hat einen höheren Krankenstand als die Wirtschaft. Bei den Versicherten der BKK Stadt Hamburg liegt er bei 7,5 Prozent im Vergleich zu 3,9 Prozent bei den anderen Betriebskrankenkassen im Landesverband. Außerdem sind die Hälfte der BKK Stadt Hamburg-Mitglieder Rentner. Diese strukturellen Minuspunkte macht die BKK als Fusionspartner eher unattraktiv.

Die Hamburger Securvita-BKK hatte trotzdem darüber nachgedacht. Sie hat einen Beitragssatz von 12,1 Prozent und eher junge Versicherte, zahlt dafür aber erhebliche Summen in den Risikostrukturausgleich. Hätte die Kasse mit diesem Geld die angeschlagene Schwesterkasse saniert, wäre allen geholfen gewesen. Auch der Securvita, die damit an eine gesündere Struktur gekommen wäre.

Nun aber hat sie die Fusionsgespräche abgebrochen. „Die Verbände der Betriebskrankenkassen auf Bundes- und Landesebene bremsen und blockieren. Sie wollen offenbar gar keine Sanierung, sondern eine Schließung der BKK Stadt Hamburg“, sagt Birgit Radow, Vorstandssprecherin der Securvita-BKK. Hans-Otto Schurwanz, Vorstandsvorsitzender des BKK Landesverbandes Nord, weist das empört zurück. „Eine Schließung wird es nicht geben“, betont er und versteht den Rückzug nicht.

Offiziell gab es Streit darum, ob der Verwaltungsrat der Kassen auch nach einer Fusion noch an die Weisungen des eingerichteten Sanierungsbeirates gebunden sei. „Vielleicht hat die Securvita aber auch festgestellt, dass sie bei einer Fusion die Beitragssätze erhöhen muss“, vermutet Schurwanz.

Nun geht die Suche nach einem Partner weiter. Außerdem ist mit Herbert Schulz ein Sanierungsvorstand gewählt, dessen Zwillingsbruder schon die BKK Berlin saniert hat. Und Ideen für Geldquellen gibt es auch schon: Je 15 Millionen vom BKK Landes- und vom Bundesverband, 40 Millionen von der Allianz und 30 Millionen von der Stadt Hamburg. Da sei man noch in Verhandlungen. BKK-Verwal-tungsrat Ernst Hornung erinnert: „Die 100 Millionen Mark Schulden wurden im Laufe von Jahren angehäuft.“ Aufsichtsbehörde ist übrigens die für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Sandra Wilsdorf