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Lockerbie-Angeklagte belastet

Agent sagt als Kronzeuge gegen zwei Libyer aus: Sie sollen 1988 Sprengstoff besessen und die Explosion des Pan-Am-Jumbos ausgelöst haben, die 270 Menschen tötete

KAMP ZEIST dpa/afp ■ Der Doppelagent Abdul Majid Jiacha hat gestern als Kronzeuge im Lockerbie-Prozess die beiden libyschen Angeklagten schwer beschuldigt: Amin Chalifa Fuheima habe vor dem Flugzeuganschlag von 1988 in einem Büro der libyschen Fluggesellschaft in Malta Sprengstoff gelagert. Fuheima habe ihm damals zwei große Pakete in seinem Schreibtisch gezeigt. „Er sagte mir, dies sind zehn Kilogramm TNT“, erklärte Jiacha vor dem schottischen Gericht im niederländischen Kamp Zeist.

Ferner will Giaka Fuheima und den zweiten Angeklagten, Abdel el Mikrahi, im Besitz eines braunen Samsonite-Koffers gesehen haben, wie er später für den Anschlag benutzt worden war. Er habe gesehen, wie Fuheima den Koffer von einem Transportband genommen habe. Fuheima habe zugegeben, den Sprengstoff von el Mikrahi erhalten zu haben. Zuvor hatte der Kronzeuge die beiden Angeklagten als Mitarbeiter des libyschen Geheimdienstes identifiziert.

Die Anklage will mit der Aussage von Jiacha belegen, dass die Angeklagten in Malta einen Bombenkoffer für einen Flug der Pan Am nach New York aufgaben. Auf Zubringerflügen über Frankfurt wurde der Koffer nach London transportiert, wo er am 21. Dezember 1988 in einen Pan-Am-Jumbo umgeladen wurde. Die Bombe zerriss den Jumbo über dem schottischen Lockerbie. 270 Menschen starben. Die Angeklagten bestreiten die Tat.

Jiacha selbst wurde 1986 vom libyschen Geheimdienst nach Malta geschickt und arbeitete in der Sicherheitsabteilung der libyschen Fluggesellschaft. Im August 1988 nahm er Kontakt mit der US-Botschaft in Malta auf und arbeitete danach als Doppelagent auch für den CIA. Der Kronzeuge machte seine Aussage unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen.

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